Libanon: Ex-Minister bei Anschlag in Beirut getötet

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BeirutAPA/EPA/SAMIR TALIH
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Mohammed Shatah war ein Kritiker der Hisbollah und des Assad-Regimes in Syrien. Er wurde bei einem Autobombenanschlag getötet.

Bei dem Autobombenanschlag in der libanesischen Hauptstadt Beirut sind am Freitagvormittag mindestens fünf Menschen getötet worden, unter ihnen der frühere Finanzminister Mohammed Shatah. Die Nachrichtenagentur ANI meldete, bei der heftigen Explosion nahe des Regierungssitzes seien zudem 50 Menschen verletzt worden. Shatah war ein enger Berater des früheren Ministerpräsidenten Saad Hariri.

Das libanesische Fernsehen zeigte dichten Rauch, der nahe dem Serail genannten Regierungssitz aufstieg, sowie brennende Autos auf einer von Trümmern übersäten Straße. Auch reglose Körper waren auf der Straße zu sehen. Krankenwagen transportierten Verletzte ab. Die heftige Explosion war in weiten Teilen der Hauptstadt zu hören. Der Anschlag ereignete sich in der Nähe des Parlaments in einem belebten Innenstadtviertel mit vielen Geschäften, Banken und Restaurants, nahe der Uferstraße Corniche.

Unterstützung für syrische Rebellen

Das Attentat war offenbar gegen den früheren Finanzminister Shatah gerichtet. Der 62-Jährige war auf dem Weg zum Haus Hariris gewesen, wo ein Treffen der Koalition des 14. März stattfinden sollte. Die Mitglieder der Koalition bestätigten die Angaben. Der Sprengsatz soll libanesischen Medien zufolge in einem Auto der Wagenkolonne des Politikers versteckt gewesen sein.

Die Koalition des 14. März unterstützt die syrischen Rebellen im Kampf gegen den Machthaber in Damaskus, Bashar al-Assad. Das pro-syrische Lager wird von der schiitischen Hisbollah-Bewegung angeführt, die derzeit auch die Regierung in Beirut dominiert. Ihre Milizen kämpfen an der Seite der Truppen von Assad im syrischen Bürgerkrieg mit.

Kritik an Hisbollah

Noch eine Stunde vor seinem Tod hatte Shatah auf dem Kurznachrichtendienst Twitter die Hisbollah kritisiert. Er warf ihr vor, nach der selben politischen und militärischen Vormachtstellung im Libanon zu streben, die Syrien über mehrere Jahrzehnte in dem Land ausgeübt hatte.

Der Tatort liegt nur wenige Meter von dem Ort entfernt, an dem im Februar 2005 der ehemalige libanesische Regierungschef und Vater von Saad Hariri, der Bauunternehmer Rafik Hariri, getötet wurde. In drei Wochen findet der Prozess gegen fünf Hisbollah-Kämpfern statt, die dafür verantwortlich gemacht werden. Die Hisbollah bestreitet die Beteiligung an dem Attentat. Hariris Anhänger machten die syrische Regierung dafür verantwortlich.

Angespannte Lage

Die Lage im Libanon ist sowohl wegen der inneren Spaltung als auch wegen des Bürgerkriegs im benachbarten Syrien äußerst angespannt. Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR leben derzeit etwa 800.000 syrische Flüchtlinge offiziell im Libanon.

(APA/Reuters/dpa)

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