Putin an Terroristen: "Bis zur völligen Vernichtung"

Präsident Putin in Wolgograd.
Präsident Putin in Wolgograd.imago/ITAR-TASS
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Präsident Putin besuchte am Neujahrstag die vom Terror heimgesuchte Stadt Wolgograd. Er versprach, die Regierung werde alles tun, um Sicherheit zu gewährleisten.

Wolgograd. Nach den blutigen Terroranschlägen in Wolgograd ist der russische Präsident Wladimir Putin am Mittwoch zu einem unangekündigten Besuch in die Stadt gereist. Den Drahtziehern des Terrors drohte er Vergeltung an: „Wir setzen den Kampf gegen die Terroristen konsequent und mit harter Hand fort, bis zu ihrer völligen Vernichtung“, erklärte Putin in seiner Neujahrsansprache.

„Es gibt keine Rechtfertigung für solch abscheuliche Verbrechen gegen Zivilisten, vor allem gegen Frauen und Kinder. Aus welchen Gründen auch immer die Verbrecher handelten, ist dabei egal“, sagte Putin am Neujahrstag bei einem Treffen mit Verletzten in einer Klinik der südrussischen Stadt. An der Stelle, an der am Montag eine Bombe einen Linienbus zerfetzt hatte, legte er rote Rosen nieder und versprach im Gespräch mit Anrainern: „Wir werden alles tun, um die Sicherheit der Bürger zu gewährleisten.“

Kritik an Faymanns Sotschi-Reise

Wegen der Anschläge hatten die meisten Städte in Russland zu Silvester die Sicherheitsvorkehrungen extrem verstärkt oder Feiern ganz abgesagt. In Wolgograd wurden mehr als 5000 Polizisten und Soldaten zusammengezogen, die nach den Attentätern und ihren Komplizen fahndeten. Bei einem Treffen befahl Putin den Chefs des Inlandsgeheimdiensts FSB und des Innenministeriums, auch die Sicherheit in der Hauptstadt Moskau zu verstärken. „Sagen Sie mir, welche Maßnahmen Sie ergreifen“, forderte er den FSB-Chef Alexander Bortnikow auf.

Bei den beiden Bombenanschlägen in einem Bus und im Bahnhof waren am Sonntag und am Montag insgesamt mindestens 34 Menschen getötet und 72 verletzt worden. Die Attentate innerhalb von nur 24 Stunden schüren Sorgen um die Sicherheit der Olympischen Winterspiele, die in fünf Wochen im Schwarzmeerkurort Sotschi beginnen.

Zu den Anschlägen bekannte sich bisher niemand. Doch Islamisten aus dem Konfliktgebiet Nordkaukasus hatten gedroht, die Wettkämpfe zu stören. Die Spiele gelten auch als Prestigeprojekt Putins. Wolgograd, das von 1925 bis 1961 Stalingrad hieß, liegt etwa 700 Kilometer von Sotschi entfernt. Putin appellierte zu Beginn des neuen Jahres an seine Landsleute, sich auf die Olympischen Spiele zu freuen. Russland sei immer dann stark gewesen, wenn seine Menschen zusammengehalten hätten.

Inzwischen klärten in Wien die Staats- und Regierungsspitze intern ab, wer Österreich bei den Winterspielen vertritt: Bundeskanzler Werner Faymann und Verteidigungs- und Sportminister Gerald Klug reisen im Februar nach Sotschi: „Es wäre falsch, wenn zwar Wirtschaftstreibende nach Russland fahren, aber wenn unsere Sportler zu Höchstleistungen antreten, die Athleten nicht zu unterstützen“, begründete Faymann seine Entscheidung gegenüber der „Kronenzeitung“.

Die grüne Klubobfrau Eva Glawischnig kritisierte dieses Vorgehen scharf: „Die Abschiedsfeier für Nelson Mandela wurde geschwänzt, aber Wladimir Putin soll hofiert werden? Welche Zeichen will Faymann damit setzen? Welches Bild von Österreich soll die Welt haben?“ (dpa, Reuters, apa)

TERRORSERIE IN WOLGOGRAD

Bei zwei Bombenanschlägen in Wolgograd am Sonntag und Montag kamen 34 Menschen ums Leben; drei Terroropfer erlagen am Silvestertag im Krankenhaus ihren schweren Verletzungen. 5200 Polizisten und Militärs wurden in der Stadt zusammengezogen, um die Sicherheitsvorkehrungen zu verstärken und nach den Attentätern und ihren Komplizen zu fahnden. Für Hinterbliebene der Opfer stellte die russische Regierung umgerechnet 2,2 Millionen Euro Soforthilfe zur Verfügung. „Wir werden allen Betroffenen helfen und alles wieder aufbauen“, versprach Präsident Wladimir Putin.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.01.2014)

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