Israels Verteidigungsminister: "Kerry soll uns in Ruhe lassen“

ISAREL USA MOSHE YAALON
ISAREL USA MOSHE YAALONAPA/EPA/ARIEL HARMONI/ISRAELI DE
  • Drucken

Mit scharfen Worten attackiert Mosche Yaalon den amerikanischen Vermittler. Das US-Außenministerium ist empört.

Kritik am Friedensvermittler: Israels Verteidigungsminister Mosche Yaalon hat nach einem Zeitungsbericht US-Außenminister John Kerry wegen dessen Bemühungen um einen Nahostfrieden scharf angegriffen. Kerry, der "getrieben von unangebrachter Besessenheit und mit messianischem Eifer" vorgehe, habe ihm "gar keine Lehren über den Konflikt mit den Palästinensern zu erteilen", so Yaalon am Dienstag. Er äußerte seine Kritik in einem Interview mit der Zeitung "Yediot Achronot".

"In Wirklichkeit gibt es gar keine Verhandlungen zwischen uns und den Palästinensern, sondern die Amerikaner sprechen mit uns und parallel mit den Palästinensern. Das einzige, was uns noch retten kann, ist der Friedensnobelpreis für John Kerry, und dass er uns dann in Ruhe lässt", wetterte Yaloon. Sowohl Israelis als auch Palästinenser fürchten sich vor den Folgen, sollten sie für ein Scheitern der Gespräche und damit einen schmerzhaften Ansehensverlust für die US-Außenpolitik verantwortlich gemacht werden.

Intensive Bemühungen

Kerry bemüht sich seit Monaten ungewöhnlich intensiv um einen Ausgleich zwischen Israelis und Palästinensern mit dem Ziel einer Zwei-Staaten-Lösung und eines abschließenden Friedensvertrages. Seit Ende Juli sprechen Unterhändler beider Seiten auf sein Drängen hin auch wieder direkt miteinander. Der stets freundlich und lobend auftretende Kerry äußerte sich zuletzt optimistisch über die Erfolgsaussichten.

Kerry bemüht sich zurzeit um eine Rahmenvereinbarung mit den Eckpunkten einer künftigen Friedensregelung. Dabei geht es auch um die Frage, ob und wie lange israelische Truppen im Jordantal, der Ostgrenze eines künftigen palästinensischen Staates, stationiert bleiben sollten. Dafür hatte Kerry beiden Seiten einen nicht-öffentlichen Entwurf einer Regelung vorgelegt, die sowohl Israels Bedürfnis nach Sicherheit als auch die palästinensische Forderung nach voller Souveränität ihres künftigen Staates erfüllen soll. Auch hier sparte Yaalon, Politiker der rechtsgerichteten Likud-Partei, nicht mit Kritik: "Der amerikanische Sicherheitsplan ist nicht das Papier wert, auf dem er geschrieben steht. Er bringt keine Sicherheit und keinen Frieden. Nur unsere fortgesetzte (militärische) Präsenz in Judäa und Samaria (israelische Bezeichnung für das Westjordanland) und am Jordanfluss können sicherstellen, dass der (internationale) Flughafen Ben Gurion und Netanya nicht zum Ziel von Raketen aus allen Richtungen werden", zitierte die Zeitung Yaalon.

USA: "Unverschämte Kritik"

Die USA haben mit Empörung auf den Bericht über scharfe verbale Attacken von Israels Verteidigungsminister Moshe Yaalon auf US-Außenminister John Kerry reagiert.
"Die Bemerkungen des Verteidigungsministers sind - wenn sie so stimmen - unverschämt und unangemessen, insbesondere angesichts all dessen, was die USA für die Sicherheit Israels tun", zitierte die Zeitung "Jerusalem Post" die Sprecherin des US-Außenministeriums, Jennifer Psaki, am Dienstag in Rom.

Unterdessen betreibt Regierungschef Benjamin Netanyahu Schadensbegrenzung: "Selbst wenn wir Meinungsverschiedenheiten mit den USA haben, geht es immer um die Sache und nie um die Leistungen einzelner Personen", sagte er am Dienstag in Jerusalem. Die USA seien Israels wichtigster Verbündeter und gute Beziehungen lägen in Israels nationalem Interesse.

Yaalon entschuldigt sich

Mittlerweile hat sich auch Yaalon selbst für seine Verbalattacke entschuldigt. Es sei nicht seine Absicht gewesen, Kerry zu beleidigen, hieß es in einer am Dienstagabend veröffentlichten Erklärung. Sollte Kerry durch "dem Minister zugeschriebene Äußerungen verletzt worden sein", entschuldige er sich dafür.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Kommentare

Mit dem Segen des Papstes

US-Außenminister John Kerry sucht Beistand von ganz oben.
Außenpolitik

Israel: Scharons versandetes Vermächtnis

Beim Begräbnis des Ex-Premiers erinnerten fast alle noch einmal an den Abzug aus dem Gazastreifen. Doch das Konzept des einseitigen Abzugs ist längst diskreditiert.
Außenpolitik

Nahost-Gespräche: Obama drängt auf Kompromiss

"Schwierige Entscheidungen müssen gefällt werden", eine Zwei-Staaten-Lösung sei aber immer noch möglich.
Israel´s Prime Minister Netanyahu attends the weekly cabinet meeting in Jerusalem
Außenpolitik

Friedensprozess: John Kerry setzt Nahost-Parteien unter Zugzwang

Der US-Außenminister will demnächst einen Plan für ein Rahmenabkommen vorlegen. Im Vorfeld versuchen Israelis wie Palästinenser Zeit zu gewinnen. Israel gerät unter ökonomischen Druck durch die EU.
Außenpolitik

USA wollen Nahost-Pakt bis Ende des Jahres

Außenminister John Kerry arbeitet an einem Rahmenvertrag für ein Friedensabkommen zwischen Israel und den Palästinensern.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.