Mit Blasmusik und Pyrotechnik: Vordernberg unter Protest eröffnet

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Demonstrationen störten die feierliche Eröffnung vor dem neuen Gebäude in der Steiermark.

Vordernberg. Musizierende Polizisten. Festredner von Sicherheitsgeneraldirektor Konrad Kogler bis zum Vordernberger Bürgermeister Walter Hubner. Polizisten, die in Dreierreihen marschieren. Ein Pfarrer in Uniform, der das neue Anhaltezentrum im Murtal segnet und eine Festgemeinde, die am Ende der Zeremonie gemeinsam Hymnen singt: Mit diesen Ritualen wurde am Mittwoch das neue Anhaltezentrum Vordernberg eröffnet. Ab kommender Woche werden dort bis zu 220 Menschen für eine bis acht Wochen untergebracht – von eingesperrt will hier partout niemand sprechen –, bevor sie aus Österreich ausgewiesen werden.

Während im Vorfeld die Auswahl des Standorts, die Zusammenarbeit mit der privaten Sicherheitsfirma G4S oder die Umstände der Vergabe dieses Großauftrags an einen früheren Mitarbeiter des Innenministeriums für intensive Debatten gesorgt hatte, war der Festakt am Mittwoch voll des Lobes, der Reden von einem Vorzeigeprojekt und der Ankündigung „menschenwürdiger Unterbringung“ oder „höchster Sensibilität“, mit der man mit Konflikten und der Situationen der Schubhäftlinge umgehen wolle.

Weniger positiv sahen dies rund 20 Demonstranten, die vor dem neuen Gebäude gegen eben dieses – und gegen Abschiebungen generell – protestierten. „Schubhaft in Vordernberg: Scheiße schön verpackt“, stand da auf einem Transparent. An die Wand schrieb jemand „G4S = Mörder“. Während innen von offenem Vollzug und größtmöglicher Bewegungsfreiheit die Rede war, kritisierte draußen, getrennt durch schwere Tore, eine Aktivistin, dass Menschen, die nichts verbrochen hätten, eingesperrt würden. Später kam es zu kurzen Tumulten, nachdem ein nicht näher definierter pyrotechnischer Körper in die Sicherheitsschleuse geworfen worden und dort explodiert war. Verletzt wurde dabei niemand.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.01.2014)

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