Außenhandel: Auch Griechenland exportiert "zu viel"

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Nicht nur der Deutschland - das wegen seiner Exportstärke oft am Pranger steht - erzielte im Herbst 2013 einen Leistungsbilanzüberschuss.

Wien/Brüssel. In den letzten Monaten wurde Deutschland nicht nur einmal wegen seiner Exportstärke kritisiert: Mehrmals wurden die Deutschen dazu aufgefordert, die Inlandsnachfrage durch Lohnsteigerungen und Investitionen anzukurbeln. Die EU-Kommission prüft nun sogar, ob der deutsche Leistungsbilanzüberschuss (wenn die Exporte die Importe übersteigen) für größere wirtschaftliche Ungleichgewichte in der Eurozone verantwortlich sein könnte. Mit anderen Worten: Deutschland ist der EU zu erfolgreich.

Nach dieser Definition exportierte zuletzt aber auch Griechenland „zu viel“: Im dritten Quartal des Vorjahres erzielte Griechenland einen Überschuss in der Leistungsbilanz von fünf Milliarden Euro. Auch Italien exportierte mehr, als es importierte (5,5 Milliarden Euro), ebenso Spanien (4,1 Milliarden Euro; siehe Grafik).

Die gesamte EU erzielte in den Monaten Juli bis September einen Leistungsbilanzüberschuss von 31,4 Milliarden Euro, wie aus der Schätzung von Eurostat hervorgeht. Im zweiten Quartal betrug der Leistungsbilanzsaldo noch 46,3 Milliarden Euro. Im dritten Quartal des Jahres 2012 waren es 33,3 Milliarden Euro.

Unbestrittener Spitzenreiter bei den Exporten bleibt mit großem Abstand Deutschland mit einem Überschuss von 44,4 Milliarden Euro. Österreich bilanzierte ausgeglichen. Neben Österreich wies auch Litauen eine ausgeglichene Leistungsbilanz aus.

Zu den wichtigsten Außenhandelspartnern der EU zählen unter anderem die USA, mit denen im dritten Quartal ein Leistungsbilanzüberschuss von 32,8 Milliarden Euro erzielt wurde, die Schweiz (13,3 Milliarden Euro), Brasilien (plus 8,8 Milliarden Euro), Hongkong (plus 6,7 Milliarden Euro), Kanada (plus 4,9 Milliarden Euro) und Indien (plus 0,5 Milliarden Euro). Negativ war der Saldo mit China (minus 25,7 Milliarden Euro), Russland (minus 11,1 Milliarden Euro) und Japan (minus 2,5 Milliarden Euro).(red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.01.2014)

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