Der Killerinstinkt und die gnadenlose Fahrt

1. ABFAHRTSTRAINING DER HERREN IN KITZBUeHEL
1. ABFAHRTSTRAINING DER HERREN IN KITZBUeHELAPA/HERBERT NEUBAUER
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Die Österreicher sind im Hahnenkamm-Abfahrtsklassiker bereits seit 2006 sieglos.

Kitzbühel. Die Liebe der Österreicher zur Streif wird nie abkühlen, auch wenn Rot-Weiß-Rot in den vergangenen Jahren nur wenig Grund zum Jubeln hatte. Michael Walchhofer war der letzte ÖSV-Läufer, der den Abfahrtsklassiker für sich entscheiden konnte, seit 2006 aber gab es keinen Heimsieg mehr zu vermelden. Den größten Anteil daran hat Didier Cuche, der Schweizer stellt jedoch keine Gefahr mehr dar, weil er die Skipension genießt. Im Vorjahr schlug dann dem Südtiroler Dominik Paris die große Stunde.

Die Zahl der Jäger, die heute auf Streifzug gehen, ist groß. Einer davon ist Hannes Reichelt. Der 33-jährige Salzburger hat es in den vergangenen vier Saisonabfahrten dreimal auf das Stockerl geschafft. Jeweils als Zweiter in Beaver Creek, Bormio und vor einer Woche in Wengen. Reichelt lag zwar im einzigen Trainingslauf zurück, nachdenklich macht ihn das nicht. „Meine Form passt, ich weiß, dass ich ganz vorn landen kann. Manchmal ist es eben eine Hundertstel-Entscheidung.“ Einen Sieg aber kündigt der Routinier, im Vorjahr in der Gamsstadt Dritter, nicht an. „Wäre ich Hellseher, brauchte ich nicht Ski zu fahren.“

Letzte Olympia-Chance

Hausberg und Traverse bekommen die Zuschauer heuer nicht zu sehen, wie schon 1972 und 1998 kommen die Läufer über den Hinterganslern ins Ziel. Einer, der das offenbar perfekt beherrscht, ist Bode Miller. Im Training hat er die Konkurrenz demoliert, der 36-Jährige hat eine Ideallinie gefunden. Kitzbühel fehlt dem US-Amerikaner noch auf der Siegesliste, der Gewinn der Goldenen Gams für die Königsdisziplin ist sein großes Ziel. Die Kombination hat er sich schon zweimal geschnappt (2004, 2008). Wer sich also auf einer Gondel der Hahnenkammbahn verewigen will, der wird Miller („Ich würde gern das schaffen, was Daron Rahlves hier geschafft hat.“) abhängen müssen.

Es gab einiges zu analysieren, weil Millers Bestzeit so ganz und gar außer Reichweite war. Hannes Reichelt wollte dem nicht allzu große Bedeutung beimessen. „Im Training hatte ich noch zu wenig Killerinstinkt. Den braucht man aber, um das Rennen zu gewinnen“, sagt Reichelt, der den neuen Schlussabschnitt nicht unterschätzen möchte. „Es schaut easy aus, und vielleicht braucht man weniger Überwindung, aber es ist eine der wichtigsten Kurven dabei. Es wird nicht leichter, dieses Rennen zu gewinnen.“

Den Druck erhöht hat noch einmal Herren-Cheftrainer Mathias Berthold. „Wir wollen coole Rennen haben, Bestleistungen zeigen.“ Obendrein geht es noch um Sotschi-Tickets. Denn in Sachen Olympia sind die Würfel noch nicht gefallen. „Jeder kann es noch schaffen.“

Unter Druck geraten ist auch Klaus Kröll. Der Auftakt in die Saison war verheißungsvoll, seit zwei Monaten aber läuft es nicht mehr rund. „Da sind ein paar Sachen zusammengekommen. Ich weiß, dass nicht viel fehlt. Ich brauche nur ein Aha-Erlebnis, und dann, denke ich, kann ich wieder ganz gut vorn mitfahren.“ Am Material, sagt der Steirer, liege es nicht. „Ich habe noch Timing-Probleme, das ist das Um und Auf dafür, dass man einen schnellen Schwung fahren kann. Ich fahre noch nicht so gnadenlos, wie ich mir das wünschen würde.“

Aksel Lund Svindal, im Vorjahr Schnellster im Super-G, fehlt auch noch ein Abfahrtssieg in Kitzbühel. „Hier zu gewinnen, das wäre natürlich ein Wahnsinn.“ (w.w.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.01.2014)

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