Über ein Drittel der Ex-Dayli-Beschäftigten ist noch arbeitslos

Der Großteil der ehemaligen Dayli-Mitarbeiter hat in der Zwischenzeit einen Job gefunden. 1300 sind noch arbeitslos oder in Schulungen. Doch die Aussichten, dass sie eine Arbeit finden, sind nicht allzu schlecht.

Über ein halbes Jahr nach der Dayli-Pleite wird unter ehemaligen Mitarbeitern nach wie vor heftig diskutiert. In der „Dayli-Erfahrungsbörse“ der Gewerkschaft geht es vor allem um eines: Geld. Wann kommt es – und wie viel wird es sein? Anfang Juli des Vorjahres reichte die Firma Dayli den Insolvenzantrag ein. Das war ein Jahr, nachdem Rudolf Haberleitner nach der Pleite von Schlecker 1350 Filialen der deutschen Drogeriemarktkette übernommen hatte.

Nach der Übernahme kam kurzzeitig Hoffnung auf: Darauf, dass die Drogeriemarktkette und damit rund 3500 Arbeitsplätze gerettet werden könnten. Doch es blieb bei großspurigen Ankündigungen und allerlei Widersprüchen. Bis Haberleitner schließlich klein beigab und den Weg für die Insolvenz frei machte. Bis Mitte August wurden alle Standorte geschlossen. Rund 3500 Beschäftigte verloren ihren Job. Fast ausschließlich Frauen, darunter viele Teilzeitbeschäftigte.

Der größere Teil von ihnen hat in der Zwischenzeit wieder einen Job gefunden, wie aus den Daten des Arbeitsmarktservice Österreich (AMS) hervorgeht. Demnach waren Anfang Jänner österreichweit noch 959 ehemalige Dayli-Mitarbeiterinnen arbeitslos. 337 nahmen zu diesem Zeitpunkt an Schulungen teil. Der Großteil davon war in den Arbeitsstiftungen untergebracht, die nach der Pleite des Unternehmens eingerichtet worden waren. Dort werden die Teilnehmer gecoacht und haben die Möglichkeit, sich höher zu qualifizieren – sie können sich aber auch gleich für einen anderen Beruf umschulen lassen. Während der Schulungen bekommen sie bis zu drei Jahre lang Arbeitslosengeld – und sogar noch länger, wenn sie über 50 Jahre alt sind. Laut AMS finden 80 Prozent der Stiftungsteilnehmer im Anschluss wieder einen Arbeitsplatz.


Fast alle haben Geld bekommen. Viele Dayli-Frauen hatten wohl die Hoffnung, bei einem anderen Handelskonzern unterzukommen – schließlich stellt allein die Drogeriemarktkette DM laut eigenen Angaben jedes Jahr 500 bis 600 neue Mitarbeiter ein – wegen Karenzen, Pensionierungen und der natürlichen Fluktuation. Allzu viel Platz war für Ex-Dayli-Beschäftigte aber nicht: Bis dato seien bei DM in ganz Österreich geschätzte 35 ehemalige Dayli-Mitarbeiter untergekommen, heißt es aus der DM-Pressestelle. Dabei seien auch einige Nachbesetzungen vorgezogen worden, nachdem die Dayli-Pleite bekannt wurde. Ähnlich ist die Lage bei der Konkurrenz: Mit Stand 2013 waren beim Handelskonzern Rewe, zu dem die Drogeriekette Bipa gehört, 45 Ex-Dayli-Mitarbeiter aufgenommen worden, wie es vom Unternehmen heißt.

Für Mitarbeiter, die wegen der Pleite ihrer Firma plötzlich keinen Lohn mehr erhalten, springt in Österreich der Insolvenzentgeltfonds ein. Der Fonds bezahlt nicht nur die ausständigen Gehälter, sondern auch Urlaubs- und Abfertigungsansprüche. Beim IEF gingen nach dem Dayli-Insolvenzantrag Anträge von 3650 Antragsstellern ein. Sie summieren sich auf 35 Millionen Euro, sagt IEF-Geschäftsführer Wolfgang Pfabigan. „Knappe 1000 haben schon alle Ansprüche ausbezahlt bekommen“, im Umfang von zehn Millionen Euro. Pfabigan geht davon aus, dass der allergrößte Teil der angemeldeten Ansprüche auch ausbezahlt wird. Streitpunkte gebe es kaum. „Da gibt es im Fall von Dayli keine großen Diskussionen.“


Konsum hellt sich auf. Jene rund 1300 Ex-Mitarbeiter, die noch keine neue Stelle gefunden haben, können nur hoffen – und sich weiter bewerben. Die Aussichten sind nicht schlecht, sagt Helmut Hofer vom Institut für Höhere Studien (IHS): Die Vorzeichen für den privaten Konsum stünden nicht schlecht, und immerhin baue der Handel weiterhin Mitarbeiter auf: Im Dezember gab es im Handel um 3000 Beschäftigte mehr als im Vergleichszeitraum 2012.

Auch im Jahresdurchschnitt 2013 erhöhte sich die Beschäftigung im Handel um 1600 Personen. „Schlechter wird es auf keinen Fall“, so Hofer. Oft seien die Schwierigkeiten bei der Jobsuche regionaler Natur. Den Ex-Dayli-Frauen helfen die offenen Stellen in den Städten nicht, wenn sie dafür zwei Stunden in die Arbeit pendeln müssten. Aber immerhin: Die Prognosen gehen davon aus, dass das laufende Jahr wirtschaftlich betrachtet besser wird als das vergangene.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.01.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

THEMENBILD: DAYLI
International

Das Leben nach der Dayli-Pleite

Einige ehemalige Dayli-Verkäuferinnen suchen ihr Glück in der Selbstständigkeit. Sie übernehmen die Filialen, in denen sie früher als Angestellte gearbeitet haben.
International

Mitterlehner: "Dayli hätte ein Konzept und mehr Geld gebraucht"

Unter dem Dayli-Eigentümer Rudolf Haberleitner sei die Insolvenz von Schlecker Österreich nur hinausgeschoben worden, sagt Insolvenzverwalter Rudolf Mitterlehner. Die endgültige Abwicklung der Pleite werde sich 2014 nicht mehr ausgehen.
DAYLI-PK - SONNTAGSOeFFNUNG - START IN DEUTSCHLAND: HABERLEITNER
Österreich

Haberleitner träumt von dayli-Neustart

Haberleitner will nicht aufgeben: Der ehemalie dayli-Eigentümer hat einen Brief an die Vermieter der Filialen geschickt.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.