Handymarkt: Fauler Apfel braucht Ideen

Apple, Handy, Mobilphone
Apple, Handy, Mobilphone(c) REUTERS (STEPHEN LAM)
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Apple enttäuscht trotz Absatzrekords die Anleger und kämpft gegen die wachsende Konkurrenz aus Asien.

New York/Seoul. Die Börse ist unersättlich: Ihr reicht auch ein Rekord nicht, wenn die Akteure auf dem Finanzmarkt die Erwartungen noch höher geschraubt haben. Diese bittere Erfahrung musste jetzt Apple machen. Der Samsung-Konkurrent gab bekannt, im ersten Quartal zwar mit 51 Millionen verkauften iPhones einen Absatzrekord bei Handys geschafft zu haben. Analysten hatten jedoch erwartet, dass Apple im wichtigen Weihnachtsgeschäft die 55-Millionen-Marke knacken würde.

Die Aktie verlor daraufhin sechs Prozent. Wobei auch der gedämpfte Ausblick des US-Technologiekonzerns für das laufende Quartal den Investoren Sorgenfalten ins Gesicht treibt. Apple erwartet einen Umsatz von 42 bis 44 Mrd. Dollar, während Analysten bislang mit 46 Mrd. Dollar kalkuliert haben. Im Weihnachtsquartal stieg der Umsatz von 54,5 auf 57,6 Mrd. Dollar und der Nettogewinn stagnierte trotz Verkaufsrekorden bei 13,1 Mrd. Dollar.

China Mobile kauft weniger

Spiegelt sich darin die drohende Sättigung des bisher von zweistelligen Wachstumsraten geprägten Smartphone-Markts? Ja, aber nicht nur, lautet die Antwort der Experten: „Das März-Quartal ist wegen der neuen Allianz mit China Mobile für Apple besonders wichtig. Die unerwartet niedrige Umsatzprognose ist ein beunruhigendes Zeichen“, sagte Analyst Brian Colello von Morningstar. Die Allianz mit Chinas größtem Mobilfunker sollte für frischen Wind sorgen. „Zweifellos waren die Lieferungen für China Mobile niedriger, als fast jeder erwartet hatte“, meint Andy Hargreaves von Pacific Crest Securities.

Der US-Konzern ist außerdem mit einer wachsenden Konkurrenz konfrontiert, die um den im Vorjahr noch gewaltig gewachsenen Kuchen streitet: Weltweit wurden 2013 erstmals mehr als eine Milliarde Smartphones verkauft – der Absatz schnellte um 38,4 Prozent auf 1,004 Milliarden Geräte in die Höhe, wie das Analysehaus IDC mitteilte. Inzwischen ist mehr als jedes zweite verkaufte Handy ein Smartphone – vor Jahresfrist waren es noch lediglich zwei Fünftel. Branchenkaiser ist weiterhin Samsung: Die Südkoreaner konnten ihren Marktanteil noch ein wenig auf 31,3 Prozent vergrößern. Apple kommt mit 15,3 Prozent gerade einmal auf die Hälfte.

Kleine auf der Lauer

Dahinter lauert die Meute kleinerer Anbieter mit Huawei, LG und Lenovo. Ihr Marktanteil ist mit 4,5 bis 4,9 Prozent zwar gering, sie konnten aber ihren Smartphone-Absatz im Vorjahr nahezu verdoppeln. Analystin Linda Sui von Strategy Analytics ist daher der Meinung, dass „Samsung und Apple hart werden kämpfen müssen, um diese und andere hungrige Herausforderer 2014 auf Abstand zu halten“.

Weshalb der Apfel langfristig auch einen gehörigen Innovationsschub braucht. Das könnte eine computerbasierte Armbanduhr, das Apple-Fernsehgerät oder ein iPhone mit größerem Bildschirm sein, oder auch etwas ganz anderes – die Gerüchteküche brodelt heftig. 

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.01.2014)

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