Knox will weiter gegen "unfaires" Urteil kämpfen

Amanda Knox reacts during her interview on ABC's 'Good Morning America' in New York
Amanda Knox reacts during her interview on ABC's 'Good Morning America' in New York(c) REUTERS
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Exfreund der Verurteilten wurde an österreichischer Grenze der Pass eingezogen. Die 26-Jährige wurde in Abwesenheit zu 28 Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt.

Florenz/Seattle/Wien. „Ich konnte nicht glauben, was ich da gehört habe. Ich fühle mich, als wäre ich von einem Zug überrollt worden“: So kommentierte die wegen Mordes an der britischen Austauschstudentin Meredith Kercher in Italien schuldig gesprochene Amerikanerin Amanda Knox das Urteil. „Es ist nicht fair. Ich habe nicht erwartet, dass es so ausgeht.“

Die 26-Jährige wurde in Abwesenheit zu 28 Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt. Ihr damaliger italienischer Freund Raffaele Sollecito erhielt 25 Jahre.

Wenige Stunden nach der Urteilsverkündung in Florenz gab Knox dem TV-Sender ABC ein Interview. Knapp zehn Minuten dauerte das Gespräch, das Knox mehrmals unterbricht, weil ihre Stimme brüchig wird. „Ich werde bis zum Ende kämpfen“ und „nie freiwillig nach Italien zurückkehren“, erklärte sie im Fernsehen.

Während Knox im TV-Studio saß, wurde der Reisepass ihres Exfreunds, Raffaele Sollecito, im Friaul von der Polizei eingezogen. Der 29-Jährige musste einige Stunden in der Polizeikaserne in Udine verbringen, bevor er in ein Hotel in der Ortschaft Venzone nahe der österreichischen Grenze zurückkehren konnte. Zuvor war Sollecito nach eigenen Angaben gemeinsam mit seiner Freundin, die aus der Gegend stammt, auch in Kärnten. Laut seinem Anwalt wollte er aber keinesfalls aus Italien flüchten.

Wird Knox ausgeliefert?

Die Familie von Meredith Kercher, die 2007 erstochen in der Wohnung in Perugia, die sie mit Knox teilte, aufgefunden wurde, zeigte sich erleichtert. Sie fordert nun Knox' Auslieferung nach Italien.

Das jetzt in Florenz gefällte Urteil muss allerdings noch vom obersten Gericht des Landes in Rom bestätigt werden. Erst dann könnten die italienischen Behörden die Auslieferung beantragen. Es ist jedoch fraglich, ob die USA die junge Frau nach Italien überstellen würden. (ag/zoe)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.02.2014)

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