Gratiszahnspange: Warnung vor "Husch-Pfusch-Lösung"

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THEMENBILD: Z�HNE/ZAHNARZT/DENTIST(c) APA (GEORG HOCHMUTH)
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Ab Juli 2015 soll die neue Regelung gelten. Die Details sind aber noch offen, etwa bei welcher Fehlstellung die Krankenkasse die Kosten übernimmt.

Ab Juli 2015 finanzieren die Krankenkassen Kindern und Jugendlichen bis 18 die Zahnspange, wenn eine mittlere bis schwere medizinische Indikation dafür gegeben ist. Das verkündete SP-Gesundheitsminister Alois Stöger am Mittwoch. Er sei über die Einigung mit der ÖVP „sehr erfreut". Weniger Begeisterung löste die Ankündigung hingegen bei der Zahnärztekammer aus. Wie „Der Standard" berichtet, hält die Kammer das Vorhaben für unrealistisch.

„Wenn die Regierung das Geld dafür zur Verfügung stellt, ist das in Ordnung", sagte Hans Jörg Schelling, Vorsitzender des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger, in dem Bericht. Er bezweifle allerdings die Berechnungen des Gesundheitsministeriums: Bisher hatte der Hauptverband die jährlichen Kosten für die Gratiszahnspange mit 114 Millionen Euro ausgewiesen. Nun müsse man neu rechnen. Aber, so Schelling, „sollte die Gratiszahnspange mehr kosten als budgetiert, muss das Gesundheitsministerium dafür aufkommen".

Claudius Ratschew, Sprecher der Zahnärztekammer, ortet ebenfalls offene Details bei der Frage der Vertragsleistung. Ungeklärt sei etwa, bei welcher Fehlstellung die Krankenkasse die Kosten übernimmt, räumte er gegenüber dem „Standard" ein. Auch die Frage, um welche Art von Regulierung es sich dabei handeln solle, sei offen. Zu Gesprächen darüber sei die Zahnärztekammer aber freilich jederzeit bereit.

Bisher allerdings habe mit ihr „kein Mensch verhandelt, geschweige darüber nachgedacht", wird Ratschew vom ORF zitiert. Im Ö1-„Morgenjournal" vom Donnerstag ergänzte er: „So lange keine Gespräche von der Sozialversicherung mit der Zahnärztekammer geführt werden, wüsste ich nicht, wie das Projekt realisiert werden soll. Das stellt sich die Politik ein bisschen naiv vor."

Kieferorthopäden warnen

Eine Warnung kommt auch von den Kieferorthopäden. Sie befürchten eine „Husch-Pfusch-Lösung auf Kosten der Patienten". Der Präsident des Verbandes Österreichischer Kieferorthopäden, Martin Brock, forderte daher per Aussendung qualitätssichernde Maßnahmen.

Laut der Regierung sollen künftig rund 85.000 Kinder pro Jahr von der Gratiszahnspange profitieren. Der finanzielle Mehraufwand wird mit rund 80 Millionen Euro pro Jahr beziffert. Eine Zahl, die Silvia Silli vom Verband der österreichischen Kieferorthopäden anzweifelt. „Laut unseren Berechnungen kommt mindestens das Doppelte heraus, wenn man von der jetzigen Zahl der Patienten ausgeht", sagte sie im ORF-Radio. „Und ich kann mir vorstellen, dass sich mehr melden werden." Immerhin hätten bisher viele Personen aus Kostengründen keine Regulierung vornehmen lassen.

>> Bericht von „Der Standard"

>> Bericht des ORF

>> Bericht des Ö1-„Morgenjournals"

(Red.)

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