Eishockey: "Torhüter muss der beste Mann sein"

(c) APA/EPA/SRDJAN SUKI (SRDJAN SUKI)
  • Drucken

Österreichs Rückkehr zu den fünf Ringen endete mit einer klaren 4:8-Niederlage gegen Finnland. Brian Lebler absolvierte eine Zeitreise - 30 Jahre nach seinem Vater spielt er bei Olympia.

Adler. Das Bolschoi-Theater in Moskau ist Russlands bekanntestes Schauspielhaus. Sotschis Bolschoi-Arena ist das Sport-Pendant dazu. Ein Eispalast, der 12.000 Zuschauern Platz bietet und in dem das Olympia-Eishockey-Turnier ausgetragen wird. Ein grandioses Oval mit perfektem Hockey-Flair. Hier soll Russland (5:2 gegen Slowenien)erstes Olympiagold seit 22 Jahren gewinnen, Österreich gibt hier nach Salt Lake City 2002 sein Comeback unter den fünf Ringen. Der erste Auftritt endete zwar mit der erwarteten Niederlage, nur die Höhe irritierte. Das A-Team unterlag Finnland mit 4:8.

Was nach 36 Sekunden und dem ersten von drei Toren des NHL-Spielers Michael Grabner für Hoffnung sorgte, blieb nur ein Aufflackern. Die Finnen beherrschten Puck und Gegner, Pässe schienen kinderleicht und Schlagschüsse deckten die Schwäche Österreichs auf. Das Können der NHL-Spieler Grabner, Thomas Vanek (beide NY Islanders) und Michael Raffl (Philadelphia) ist unbestritten, doch sie allein können kein Spiel gewinnen.

Die Abwehrlinie rund um Mathias Trattnig und Andre Lakos war heillos überfordert, zu langsam. Sie und die Tatsache, dass Keeper Bernhard Starkbaum zu oft den Puck fallen ließ (Fachjargon: Rebound) statt zu halten, öffnete den Finnen alle Chancen. Zwei Tore binnen acht Sekunden kurz vor Ende des ersten Drittels bedeutenden den Anfang vom Ende.

„Vor dem Spiel“, musste Grabner später in der Mixed-Zone lachen, „glaubten wir, dass wir eine Chance hätten mit vier Toren. Dass wir acht kassieren, damit hat keiner gerechnet.“ Ins gleiche Horn blies Vanek, der dem Torhüter nicht die Schuld geben wollte, das 4:8 aber anders nicht erklären konnte. „Die Finnen gaben 50 Schüsse ab. Wenn wir einen der großen Gegner schlagen wollen, muss der Torhüter unser bester Mann sein.“

Ob Starkbaum heute gegen Titelverteidiger Kanada (18 Uhr) im Tor stehen wird, ist fraglich. Nachdem es der Turniermodus vorgibt, wird Österreich, ungeachtet aller weiteren Ergebnisse gegen Kanada und Norwegen, ein viertes Spiel erleben. Diese Play-off-Partie ist entscheidend – und verlangt nach einem fangsicheren Torhüter.

Wie der Vater, so der Sohn

Im Team Austria weht ein leichter Hauch von Kanada. Eddie Lebler war einer der ersten Cracks, die in den 1980er-Jahren in Österreich anheuerten und als Austro-Kanadier für Furore sorgten. Lebler spielte für Salzburg, KAC und VSV, doch in Klagenfurt avancierte er mit vier Titeln zur Legende. Obwohl der 55-Jährige längst als Apotheker in Penticton, British Columbia, arbeitet, ist sein Name in Österreich weiterhin geläufig – dank seines Sohnes Brian. Der 25-Jährige spielt seit 2011 in Linz, wurde 2012 Meister und ist nun im Nationalteam bei den Winterspielen im Einsatz.

Damit schließt sich ein Kreis, der Vater spielte für Österreich bei den Spielen 1984 und 1988. Als Andenken daran behielt er ein Tattoo – den Bundesadler. 30 Jahre später folgt sein Sohn seinen Spuren. „Das macht mich sehr stolz“, sagt Brian Lebler, „Papa ist so eishockeyverrückt, dass ist kaum zu glauben.“ Er verfolgt alle Spiele des Juniors via Livestream, in Sotschi aber fehlt er. „Es war lange nicht klar, ob ich dabei bin“, erzählt Brian, „also hat er keinen günstigen Flug mehr bekommen.“

An sich sind Austro-Kanadier im Team nicht mehr präsent, Lebler aber zählt zur „zweiten Generation.“ Er ist in Österreich geboren, hat zwei Pässe, aber das Herz schlägt für Rot-Weiß-Rot. Dass er den Rekord des Papas – er schoss 69 Tore – knacken kann, scheint aber ausgeschlossen. Gegen die Kanadier will sich der Stürmer behaupten, denn „ich fühle mich als einer von euch“. Er erzählt, als Kind in den Kisten seines Vaters gestöbert und alte Dressen und einen KAC-Helm gefunden zu haben. „Von da an wollte ich bei Olympia spielen.“ Fehlt also nur noch das Tattoo.

EISHOCKEY GRUPPE B

Finnland – Österreich 8:4 (4:2, 2:0, 2:2). Bolschoi-Arena, 10.000.

Tore:Granlund (6., 59./PP), Lepisto (12.), Maatta (20.), Immonen (20., 52./PP), J. Jokinen (22.), Kontiola (33.) bzw. Grabner (1., 42., 55.), Hundertpfund (10.).
Weiters: Russland - Slowenien 5:2. USA - Slowakei 7:1. Schweden - Tschechien 4:2. Schweiz - Lettland 1:0.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.02.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Olympia

Biathlon: Drama über 20 Kilometer

Simon Eder und Dominik Landertinger verpassten Medaillen im Einzelbewerb nur um Sekunden. Gold ging an Martin Fourcade.
Simon Eder
Olympia

Biathlon: Eder schrammt hauchdünn am Podest vorbei

Der Sieg über 20 Kilometer ging an Martin Fourcade. Simon Eder fehlten am Ende 3,3 Sekunden auf Bronze. Dominik Landertinger wurde Fünfter.
OLYMPIA - Olympische Spiele 2014
Olympia

Staffel rodelt deutlich an Edelmetall vorbei

Die ÖRV-Mannschaft musste sich mit 2,828 Sekunden Rückstand mit dem 7. Rang begnügen. Gold ging erwartungsgemäß an Deutschland.
Österreich gegen Finnland
Olympia

Eishockey: Österreich verliert Auftaktpartie gegen Finnland

NHL-Legionär Michael Grabner traf bei der 4:8-Niederlage dreimal. Am Freitag wartet das zweite Gruppenspiel gegen Kanada (18 Uhr).
Andreas and Wolfgang Linger
Olympia

Linger-Brüder holen Silber im Rodel-Doppelsitzer

Der Sieg geht an die favorisierten Deutschen Tobias Wendl/Tobias Arlt. Peter Penz/Georg Fischler vergeben im zweiten Lauf eine Medaille.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.