Jonah Peretti und das Ende der Langeweile im Büro

Jonah Peretti
Jonah Peretti(c) Privat
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Sex, Promis, niedliche Tiere und Babys – darum dreht sich alles auf der Website Buzzfeed. Gründer Jonah Peretti exerziert vor, wie man Leute dazu bringt, ihre Fadesse im Büro mit virtuellem Tratsch zu vertreiben.

Buzzfeed, das ist vor allem eines: belanglose Unterhaltung im Listenformat. Wer also die „18 Zeichen, dass Sie vielleicht ein Roboter sind“, kennen möchte oder sich fragt, was die „12 Alltagsprobleme von Blondinen“ sind, der wird auf dieser Website fündig. Wenig überraschend dominieren die Themen Sex, Promis, niedliche Tiere und Babys. Manche sind mit gelben Punkten versehen, die Kategorien wie „LOL“ („laughing out loud“; Haha!), „cute“ (süß) oder „OMG“ (Oh, my God!) markieren – und alle sind dafür optimiert, von der vornehmlich jungen Klientel an Facebook-Friends, Twitter-Follower oder andere im sozialen Netz weiterverbreitet zu werden.

Die Frage, warum sich manche Inhalte wie Lauffeuer im Netz verbreiten und andere nicht, beschäftigt Buzzfeed-Gründer Jonah Peretti schon lange: 2001 wurde er – noch während seines Studiums am MIT Media Lab in Cambridge, Massachusetts – durch seine Nike-Sweatshop-E-Mails bekannt. In einem Online-Briefwechsel diskutierte er mit dem Sporthersteller, weil dieser personalisierte Sportschuhe angeboten, sich aber geweigert hatte, darauf das Wort „Sweatshop“ zu drucken. Peretti fand den Dialog so anregend, dass er ihn an Freunde schickte, die ihn wieder weiterschickten, bis er sich wie ein Virus (viral) verbreitete.

2005 gründete der 1974 geborene Peretti – neben Arianna Huffington und Kenneth Lerer – die Internetzeitung „Huffington Post“, wo er später in seinem Blog unter anderem die „12 viralsten Web-Stories 2008“ auflistete und wo schon jetzt im Februar bereits die „7 ärgerlichsten Dinge 2014“ kursieren. Listicles nennt man diese journalistische Darstellung von Inhalten in Form von Rankings oder Listen. 2006 hat Paretti dieses Prinzip im Rahmen eines anderen Geschäftsmodells noch weiter professionalisiert: Buzzfeed.

130 Millionen Besucher pro Monat. Die Seite enthält vornehmlich usergenerierte Inhalte, die von einer Redaktion betreut und von den Usern gestreut werden. Peretti meinte 2008, dass das Bored at Work Network – die Zahl jener, die aus Fadesse während der Bürozeiten im Internet oder sozialen Netzwerken unterwegs sind und Inhalte teilen – größer sei als das Publikum großer Sender wie CBS oder NBC. Mittlerweile hat Buzzfeed über 400 Mitarbeiter weltweit und 130 Millionen Besucher pro Monat, die von der Seite auch auf bezahlte Links weitergeleitet werden. Denn nicht nur die User, auch die Werber lieben lustige Filmchen und witzige (Werbe-)Inhalte, die mit Freunden geteilt geteilt werden. „LOL“!

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.02.2014)

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