Flexible Arbeitskonzepte: Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser

Managementwissenschafter der TU Wien untersuchen, wie
Kulturwandel zum selbstverantwortlichen Arbeiten am besten
klappt.

Viele Unternehmen und Arbeitnehmer interessieren sich für flexible Arbeitskonzepte. Doch Firmen ist oft unklar, wie sie mit Heimarbeit und Co umgehen sollen, etwa wie man Leistung überprüft. Diesen Fragen widmen sich Managementwissenschafter der Technischen Universität (TU) Wien in mehreren Projekten. Entscheidend für den Erfolg sei neben einer entsprechenden Organisations- und Führungskultur das optimale Zusammenspiel aus Kontrolle und Vertrauen, betonen die Forscher.

Ein Problem sei, dass "in vielen Unternehmen noch immer diese tief verankerte Face-Time-Kultur vorherrscht: jene, die viel und lange anwesend sind, sind auch die Leistungsträger", sagt Sabine Köszegi, Leiterin des Instituts für Managementwissenschaften der TU Wien. Eine solche Leistungskontrolle wäre auch bei flexiblen Arbeitsformen möglich, etwa durch Prüfung der Log-In-Daten oder der Handy-Daten. Doch Mitarbeiter würden darauf sehr sensibel reagieren, "das beschädigt das Vertrauen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer", sagt Köszegis Kollegin Martina Hartner-Tiefenthaler in einer Aussendung der TU. Wer sich ausspioniert fühle, könne kein positives Verhältnis zur Firma aufbauen. Zudem würden Mitarbeiter rasch Wege finden, diese Kontrollen auszutricksen, sagte Köszegi.

Wenn man also das Verhalten der Mitarbeiter nicht mehr beobachten kann, müsse man eben stärker überlegen, was denn ein gutes Ergebnis der Arbeit sei und wie man das messen könne, so die Expertin. Das sei ein klares Signal des Vertrauens gegenüber den Mitarbeitern, klappe aber nur dort, wo man Ergebnisse leicht messen, Ziele klar formulieren und die Arbeit sehr selbstverantwortlich erledigen könne. Zudem müssten die Führungskräfte bereit sein, Aufgaben wirklich zu delegieren.

Normative Kontrolle


Gar keine Kontrolle von außen brauche es, wenn sich Angestellte mit ihrem Unternehmen vollauf identifizieren und dessen Ziele internalisieren. Sie würden dann aus eigenem Antrieb heraus richtig handeln und sich quasi selbst kontrollieren. Diese "normative Kontrolle" sei dort, wo es "eine stark verankerte Berufskultur und -ethik gibt, gang und gäbe". Wer gegen das Berufsethos verstoße, werde von der Gruppe ausgeschlossen - wie dies beispielsweise in der Wissenschaft der Fall sei. Gefragt seien eine starke Unternehmenskultur und das größte Maß an Vertrauen, so Köszegi.

Für den Aufbau von Vertrauen sei auch die Kommunikationskultur im Unternehmen wichtig. So entstehe persönliches Vertrauen auch durch Gespräche abseits der Arbeitsthemen, etwa beim Kaffeeplausch. Auch in flexiblen Arbeitsumgebungen könne Raum für informelle Kommunikation geschaffen werden, etwa durch Videokonferenzen oder Chat-Tools.

Die Wissenschafter begleiten in mehreren Projekten Unternehmen bei ihrem Umstellungsprozess und untersuchen dabei, wie der Kulturwandel zum selbstverantwortlichen Arbeiten am besten klappt. Sie befragten dazu Arbeitnehmer und Führungskräfte.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Karriere-News

Home-Office: Trautes Heim, Arbeit allein

Rechtsfragen. Wer das Sakko gegen den Morgenmantel tauscht, hat rechtlich einiges zu beachten. Wann muss ich erreichbar sein, wer zahlt den Strom, und darf mich mein Chef eigentlich in meinem Zuhause kontrollieren?
Karriere-News

Was „flexibel arbeiten“ alles sein kann

Arbeitszeitmodelle. Viele reden darüber, wenige wissen, was wirklich möglich ist. Auch hinter scheinbar altbekannten Varianten verstecken sich neue Details. Diese sind durchaus einen zweiten Blick wert.
Entrepreneure

Der Nomade, der keiner sein will

Porträt. Das Leben als umherziehender digitaler Bohemien hat Schattenseiten, meint Michael Manus. Deshalb will er nach acht Jahren wieder sesshaft werden. Und gibt seine Erkenntnisse weiter.
Karriere-News

Digitales Nomadentum zwischen Romantik und Realität

Mit dem Laptop auf dem Schoß und den Zehen im Sand arbeiten. Immer mehr Menschen entscheiden sich dafür, digitale Nomaden zu werden. Funktioniert das?


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.