Mit dem Laptop auf dem Schoß und den Zehen im Sand arbeiten. Immer mehr Menschen entscheiden sich dafür, digitale Nomaden zu werden. Funktioniert das?
Conni Biesalski hat im Ausland gearbeitet und studiert. Hat die Welt bereist und den Tauchschein gemacht. Mit 27 beginnt ihr erster Vollzeitjob bei einer Berliner PR-Agentur. 40 Stunden. Montag bis Freitag. Urlaubstage müssen geplant und eingetragen werden. Montag Morgens sehnt sie sich nach dem Wochenende, hasst das Büro und fühlt sich an den Drehstuhl gekettet. Ihren Frust lässt sie in ihrer Beziehung aus und wird immer häufiger krank. „Das kann es nicht sein. Angestellt sein bedeutet für mich für den Traum eines anderen zu arbeiten, das will ich nicht mehr“, wird ihr nach acht Monaten klar.
(c) planetbackpack.de & Conni Biesalski
Im Februar 2012 reicht es ihr, sie kündigt, packt ihre Sachen und beginnt ein neues Leben. Als digitale Nomadin. So nennt man Menschen, die mit digitalen Technologien arbeiten und dabei einen ortsunabhängig Lebensstil führen. Sie arbeiten als Übersetzer, Blogger, Programmierer, betreuen Social Media Kanäle oder entwickeln und vermarkten digitale Produkte.
Arbeiten an Urlaubsorten
Jedes Jahr findet zum diesem Thema die digitale Nomaden Konferenz statt, wo Menschen zusammenkommen, die sich für ortsunabhängiges Arbeiten und Online-Selbständigkeit interessieren. Die Vortragenden machen dort auf Fragen aufmerksam, die sich jeder stellen sollte, der mit dem Gedanken spielt:
- Wie finden ich meine Leidenschaft?
- Wie starte ich ein ortsunabhängiges Business?
- Wie organisiere ich Arbeiten und Reisen?
Bild: (c) planetbackpack.de & Conni Biesalski
Die Nomaden suchen Orte auf, die ihnen das Gefühl geben dort besonders produktiv oder kreativ zu sein. Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben verschwimmen. Und Philosophien wie Work-Life-Balance und Selbstverwirklichung werden dabei groß geschrieben.
Trends in der Jugend
Auch in der Forschung macht sich dieser Trend bemerkbar: Junge „High Potentials“ werden in Zukunft mehr selbsständig und multilokal arbeiten, das besagt eine Studie des Institut für Jugendforschung jugendkultur.at.
„Es wird vorausgesagt, dass Millennials alle zwei bis drei Jahre den Job wechseln müssen. Wir haben nicht mehr die selben Sicherheiten wie unsere Eltern. Wenn du von der Universität kommst, dann warten da kein Job auf dich, darum musst du dir deine Arbeit selbst schaffen. Digitale Nomaden sind nicht nur ein Lifestyle, sondern gehen einer Notwendigkeit nach. Wir werden dort hingehen müssen, wo die Arbeit ist und wo wir am besten arbeiten könnten“ schreibt Hannah Lamarque im Business Blog der Huffington Post.
Arbeitsverhältnisse werden sowohl vom Arbeitnehmer als auch von Arbeitgeberseite vermehrt über die erbrachte Leistung definiert und nicht mehr an den am Arbeitsplatz verbrachten Stunden gemessen werden. Damit sind die Rollen im Verhältnis von Arbeitgeber und Arbeitnehmer neu gemischt. Und das Konzept des digitalen Nomadentums wird greifbarer.
Dass es für eine digitale Nomadin um mehr als in der Sonne liegen und Cocktails schlürfen geht, macht Conni Biesalski auch auf ihrem Blog klar. Gerade als Selbständige im Ausland braucht sie klare Ziele und Lust am Unternehmertun. Und viel Geduld.