Wo Homosexualität ein Verbrechen ist

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Weltweit kommt es zu Übergriffen auf Homosexuelle. Mit radikalen Gesetzen schüren Staatsführer die Gewalt. Nicht nur in Afrika.

Wien. „Ich habe mich in dich verliebt.“ Es ist eine dem Anschein nach strafrechtlich unverfängliche Kurznachricht. Allerdings nicht, wenn sie in Kamerun abgesendet wird – von einem Mann an einen Mann. Der Empfänger der Liebes-SMS meldete den Verehrer der Polizei. Der Absender wurde zu einem Treffen gelockt und das reichte dann, um ihn 2011 wegen einer angeblich homosexuellen Beziehung zu drei Jahren Haft zu verurteilen. Das berichtet „Human Rights Watch“.

Im 21. Jahrhundert grassiert weltweit noch immer die Homophobie. Und das eben nicht nur in Uganda, das wegen der Einführung von lebenslangen Haftstrafen für wiederholte homosexuelle Handlungen nun ins Schlaglicht der Öffentlichkeit rückt. In 78 Ländern, knapp die Hälfte davon in Afrika, wird Homosexualität strafrechtlich verfolgt, heißt es in einer Studie der International Lesbian, Gay, Bisexual, Trans and Intersex Association.

In den islamischen Staaten Iran, Jemen, Mauretanien, Saudiarabien und Sudan steht auf Homosexualität gar die Todesstrafe. Genauso im islamischen Norden Nigerias. Doch auch im christlichen Süden des westafrikanischen Landes kommt es zu Übergriffen durch radikale Gruppen. Und der Staat befeuert diese homophobe Grundstimmung noch. Im Jänner setzte Präsident Goodluck Jonathan seine Unterschrift unter ein Gesetz, das zehn Jahre Haft für die Unterstützung von Schwulen- und Lesbenorganisationen vorsieht. Der gleiche Strafrahmen gilt für homosexuelle Paare, die sich in der Öffentlichkeit zeigen. Bis zu 14 Jahre Freiheitsentzug warten auf homosexuelle Ehepaare.

Nackt durch die Straßen gezerrt

Die Zahl der Übergriffe häuft sich seither. „Im Vormonat wurden Homosexuelle in der Hauptstadt Abuja durch mit Nägeln besetzte Knüppel gefoltert“, sagt Alistair Stewart von der britischen Stiftung „The Kaleidoscope Trust“. „Es gibt zudem zahlreiche Fälle, in denen Homosexuelle nackt ausgezogen, durch die Straßen gezerrt und verprügelt wurden.“ Nicht nur in afrikanischen Staaten schüren staatliche Gesetze Gewalt und Lynchjustiz durch homophobe Gruppen. Und nicht nur dort hat sich die Lage teils dramatisch verschlechtert. Beides trifft auch auf Russland zu.

Wladimir Putins Abgeordnete beschlossen im Vorjahr ein Verbot homosexueller Propaganda gegenüber Minderjährigen. Das Gesetz setzt auf einer homophoben Grundhaltung auf, die regelmäßig in Gewalt eskaliert. Stewart: „Es gibt in Russland diese sehr rechten Gruppen, die sich im Internet als schwule Männer ausgeben um junge Homosexuelle dann zu Treffen zu locken und vor laufender Kamera zu schlagen und zu foltern. Die Videos werden dann ins Internet gestellt.“ Auch in mittelamerikanischen Staaten wie Belize ist Homophobie weit verbreitet.

Aus Sambia gab es gestern eine positive Schlagzeile: Ein Homosexuellen-Aktivist wurde freigesprochen. „Die öffentliche Diskussion ist wichtig“, urteilte der Richter. Es ist keine Mehrheitsmeinung. (strei)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.02.2014)

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