Auf internationaler Ebene haben es wenige Architektinnen geschafft. Einige stammen aus Österreich.
Zaha Hadid ist meist die erste Frau, die einem einfällt, wenn man an eine erfolgreiche zeitgenössische Architektin denkt. Die Britin mit den irakischen Wurzeln hat das Maxxi-Museum in Rom und das BMW-Zentralgebäude in Leipzig gebaut. Und ja, auch in Österreich ist sie vertreten, etwa mit der Bergiselschanze und der Hungerburgbahn, beides in Innsbruck.
Sie ist auch die erste Frau, die den Pritzker-Preis (2004) gewonnen hat, die wichtigste Auszeichnung in der Architektur. Ebenfalls international bekannt ist Kazuyo Sejima vom Architekturduo Sanaa. Auch die Japanerin ist Pritzker-Preis-Trägerin – zu ihren bekanntesten Bauten zählt das New Museum of Contemporary Art in New York. Sonst wird die Luft relativ schnell dünn, wenn es darum geht, international erfolgreiche Architektinnen zu nennen, die ohne männlichen Partner agieren.
Das heißt aber nicht, dass es nicht auch in Österreich erfolgreiche Architektinnen gibt oder gegeben hat, sondern zeugt vielmehr von den schwierigen Bedingungen, unter denen sich diese seit Jahrzehnten durchsetzen mussten.
Praktisch muss es sein. Hierzulande zählt etwa die im Jahr 2000 verstorbene Margarete Schütte-Lihotzky zu den großen Pionierinnen ihres Faches. Die Wienerin (geboren 1897) war die erste Frau, die in Österreich das Architekturstudium abgeschlossen hat. Mit ihren Entwürfen hat sie ganze Generationen geprägt. Schütte-Lihotzky gilt nämlich als Erfinderin der Frankfurter Küche. Diese ist sozusagen das Vorbild aller modernen Einbauküchen und zeichnet sich durch Funktionalität aus, weil in ihr Handlungsabläufe möglich effizient gestaltet werden können.
Bezeichnend für den Geist ihrer Zeit war, dass sie die einzige Architektin war, die in den Dreißigerjahren einen Beitrag zur Werkbundsiedlung in Wien lieferte. Schütte-Lihotzkys Leistungen blieb in Wien allerdings lange unbeachtet, was wohl damit zu tun hatte, dass die Architektin eine überzeugte Kommunistin war. Erst 1980 bekam sie den Architekturpreis der Stadt Wien verliehen.
Hochhäuser in Wien und Ankara. Zurück in der Gegenwart zählt Elsa Prochazka in Österreich mittlerweile zu den bekanntesten Namen in der Branche. Auch sie ist gebürtige Wienerin und hat Bauten wie das Arnold Schönberg Center geplant. Sie war bis 2013 Leiterin des Studienlehrgangs Raum- und Designstrategien an der Kunstuniversität Linz. Einen Namen im Ausland hat sich zum Beispiel Brigitte Weber gemacht. Die Vorarlbergerin hat in Ankara und Istanbul riesige Hochhäuser entworfen. Unter anderem die Trump Towers, die seit 2012 das Stadtbild von Istanbul prägen.
In Niederösterreich dürfte vielen wohl auch Marie-Therese Harnoncourt ein Begriff sein. Sie hat die große Freilichtbühne Wolkenturm im Schlosspark Grafenegg entworfen. Allerdings nicht allein, sondern gemeinsam mit Partner Ernst J. Fuchs.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.03.2014)