Österreich erreichte in Klagenfurt gegen den WM-Vierten nach guter Leistung vor der Pause nur ein 1:1. Teamchef Koller hat einiges zu analysieren.
Österreich und Freundschaftsspiele, das war bisher ein recht durchwachsenes Kapitel. Aber im Herbst konnte mit dem US-Team immerhin ein WM-Teilnehmer in aller Freundschaft bezwungen werden. Bis September wird die Mannschaft von Marcel Koller mit weiteren Testspielen Vorlieb nehmen müssen, weil Rot-weiß-rot den Sprung nach Brasilien nicht geschafft hat. Diesmal wollten sich die Österreicher mit Uruguay mit einem weiteren Endrunden-Teilnehmer messen, obendrein sind die Südamerikaner zweimaliger Weltmeister, regierender Copa-America-Gewinner.
Teamchef Marcel Koller hat die Chance genützt, um auf einigen wenigen Positionen die Elf zu verändern. So mussten Christian Fuchs, der erklärte Kapitän, zuletzt mit Schalke unter die Räder gekommen, und Sebastian Prödl auf die Bank. Die Chance bekamen zwei Spieler aus der heimischen Bundesliga, Austrias Suttner durfte sich beweisen, ebenso Salzburgs Hintergger, bereits gegen das US-Team erste Wahl. Das wars aber auch schon, mehr wollte der ÖFB-Teamchef nicht durchmischen. Und Koller lag damit sicherlich nicht falsch.
Die Österreicher begannen ambitioniert, sie suchten den Weg nach vorne, auch wenn es an Präzision fehlte. Aber schon nach nicht einmal einer Viertelstunde waren die Bemühungen von Erfolg gekrönt. Ballglück war auch dabei, das soll die an sich nett herausgespielte Aktion nicht schmälern. Alles begann mit Harnik, die nächste Station hieß Leitgeb, dann folgte ein Junuzovic-Ballkontakt – das Leder wurde abgefälscht – und landete bei Marc Janko. Und der Torjäger, der im Nationaltrikot immer im Dienst ist, ließ sich diese Möglichkeit (Anm.: leichte Abseitsstellung?) nicht entgehen. Er spielt in der Türkei wenig, für Österreich aber ist er ein echter Torgarant. Er hält nun bei 17 Länderspieltreffern, hat zuletzt das Siegestor gegen Schweden erzielt, er hat gegen das US-Team getroffen, gestern in Klagenfurt gegen Uruguay. Warum Janko bei Trabzonspor nicht zu mehr Einsätzen kommt, wird immer unerklärlicher. Marcel Koller aber hält auf ihn, der klassische Mittelstürmer hat ihn auch noch nicht enttäuscht.
Zweimal Latte
Die Südamerikaner taten sich auf Kärntner Boden schwer, dabei sind sie nicht einmal Hypo-belastet. Sie kamen aus allen Herren Ländern, sogar aus Japan, um diesen Test zu absolvieren. Die Reisestrapazen waren Uruguay anzumerken, von der hochkarätigen Offensive war nur wenig zu sehen. Suarez traf zwar einmal aus einem Freistoß die Latte, aber auch David Alaba hat aufs Aluminium geklopft. Hätte Arnautovic den Abpraller besser getroffen, es hätte 2:0 stehen können.
Ab der Pause wurde munter gewechselt, die Österreicher büßten jedenfalls ihre leichte Dominanz ein. Und es begannen sich Fehler einzuschleichen. Phasenweise war es nicht übersehbar, dass Uruguay die Nummer 7 in der aktuellen Fifa-Weltrangliste ist, aber vieles lag auch daran, dass die Gastgeber zu schwächeln begannen. Unkonzentriertheiten nahmen Überhand – oder vielleicht begannen auch die Kräfte zu schwinden. So gesehen hat Teamchef Koller wieder einiges zu analysieren, bis zum nächsten Mal darf daran gearbeitet werden. Denn Uruguay, vor der Pause eigentlich unter Kontrolle, kam immer besser in die Partie. Die logische Folge war das 1:1 (66.), nach einem Eckball und turbulenten Strafraumszenen ließ sich Pereira als Torschütze feiern.
Der Teamchef wird sich vor allem mit dem Leistungsabfall mit Fortdauer der Partie beschäftigen müssen, die nächsten Gegner heißen Island und Tschechien. Und dann wird es wieder ernst.