Investmenttrends: Märkte gewinnen an Schwung

Die globalen Gewerbeimmobilienmärkte präsentieren sich in guter Verfassung. Neue Investoren beleben das Geschäft, die Transaktionsvolumina sind fast wieder auf Vorkrisenniveau und die Risikofreude nimmt zu.

Die Stimmung dürfte gut sein, wenn sich kommende Woche auf der Mipim in Cannes wieder die großen Player der weltweiten Immobilienbranche ein Stelldichein geben. Kein Wunder, blicken sie doch auf ein starkes Jahr zurück, das im vierten Quartal noch einmal an Schwung gewonnen hat. „Die großen Investmentmärkte für Gewerbeimmobilien befanden sich seit der Finanzkrise 2008/2009 noch nie in einer so robusten Verfassung“, schreibt das Beratungsunternehmen Jones Lang Lasalle (JLL) in einer aktuellen Studie („Global Market Perspective“) und beziffert das Transaktionsvolumen für 2013 mit insgesamt 563 Milliarden Dollar (rund 409 Mrd. Euro) – das entspricht einem Plus von 21 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. „Davon entfielen allein 200 Milliarden auf das vierte Quartal – ein Niveau, wie man es seit Mitte 2007 nicht gesehen hat“, so die Studienautoren. Und wenn sie recht haben, wird es 2014 ähnlich weitergehen: Die Experten gehen von einem Investmentvolumen von 650 Milliarden Dollar (rund 472 Mrd. Euro) beziehungsweise einer weiteren Steigerung um 15 Prozent aus.

Viel Kapital auf der Seitenlinie

„Im Allgemeinen blicken die Investoren optimistisch in die Zukunft“, sagt auch Georg Muzicant, Geschäftsführer von Collier Österreich, mit Verweis auf eine Umfrage, in deren Rahmen Collier International ein eigenes Stimmungsbild unter den Investoren erhoben hat (Global Investment Sentiment). „Weltweit betrachtet, wollen 70 Prozent der Investoren ihr Immobilienportfolio in den nächsten sechs Monaten erweitern.“

Der Optimismus ist gut begründet. Die Weltwirtschaft scheint sich zu erholen, das Zinsniveau ist in den USA und Europa auf einem historischen Tiefstand, gleichzeitig drängt neues Kapital auf die Märkte. Vor allem chinesische Versicherungsgesellschaften und Staatsfonds sitzen auf dicken Kapitalpolstern und sehen sich mangels Alternativen im eigenen Land verstärkt nach attraktiven Anlagen in Übersee und Europa um. Auf rund 2,4 Milliarden Euro beziffert das Beratungsunternehmen CBRE den Wert der Akquisitionen, die chinesische Investoren 2013 allein auf dem europäischen Markt getätigt haben, doppelt so viele wie in den gesamten zehn Jahren davor. Dieser Trend werde sich 2014 verstärken, meinen die Experten unisono, wobei vor allem Metropolen wie London, New York, Sydney oder Singapur das meiste Interesse auf sich ziehen sollten. Collier International wagt sogar die Prognose, dass diese Städte mit einem Zuwachs von 100 Prozent und mehr vor einem „Quantensprung“ bei chinesischen Immobilieninvestments stehen.

Sprunghaft zugenommen hat das Vertrauen in die europäischen Märkte: „Die überwiegende Mehrheit der Investoren sieht in Westeuropa die weltweit attraktivste Region für neue Käufe“, zitiert Peter Damesick, Chairman von Emea Research bei CBRE, aus einer aktuellen Umfrage unter europäischen Investoren, die auf der Mipim in Cannes präsentiert werden soll. In der Gunst der Anleger ganz oben liegt dabei nach wie vor Großbritannien, gefolgt von Deutschland. Auf der Einkaufsliste stehen vor allem Büros, Rang zwei belegen Logistikimmobilien vor Shoppingcentern. Wobei es aber regionale Unterschiede gibt. In den Niederlanden etwa sind Büros aufgrund des derzeit hohen Leerstandes nicht sehr gefragt.

Ein spektakuläres Comeback feiern derzeit aber auch die Gewerbeimmobilienmärkte in den südeuropäischen Krisenländern Spanien, Portugal und Italien sowie in Irland. CBRE beziffert das Investmentvolumen für 2013 in diesen Ländern in seinem jüngsten Marktbericht mit 11,8 Milliarden Euro, doppelt so viel wie 2012. „Vier Milliarden stammten dabei von US-amerikanischen Investoren, das ist der höchste Wert, den wir je registriert haben“, sagt Damesick.

Größere Risikobereitschaft

Das deutet darauf hin, dass manche Investoren für höhere Renditen auch bereit sind, wieder ein größeres Risiko in Kauf zu nehmen. Laut Collier am ausgeprägtesten ist der Risikoappetit bei Investoren aus Großbritannien, gefolgt von solchen aus dem asiatischen und pazifischen Raum. Die Amerikaner belegen den vierten Platz. „Deutlich vorsichtiger agieren hingegen Investoren aus dem Emea-Raum (Großbritannien ausgenommen), die direkt von der Krise in der Eurozone und den politischen Unruhen im Nahen Osten betroffen waren“, sagt Walter Böttcher, Research Director bei Collier.

Eine gewisse Vorsicht ist denn auch nicht ganz unangebracht. Denn obwohl die Prognosen für 2014 durch die Bank positiv ausfallen, gilt es, einige Risikofaktoren zu beachten, meint man bei Jones Lang Lasalle. Dazu gehören steigende Zinsen durch eine restriktivere Währungspolitik der USA ebenso wie eine Eintrübung des Geschäftsklimas oder ein Wiederaufflammen der Eurokrise.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.03.2014)

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