TV-Kritik. Der Late-Night-Talker verabschiedete sich am Donnerstag endgültig vom Fernsehen - mit einer Art Dinner Party, die auch auf Youtube übertragen wurde.
Es ist lange her. Man kann sich fast nicht mehr daran erinnern: Damals wurde Harald Schmidt "Dirty Harry" genannt und befriedigte unser aller Sehnsucht nach dem Politisch Unkorrekten. Nach dem Unerwarteten, Unerhörten. Dazu gehörten die Polenwitze, die Respektlosigkeiten gegenüber Blondinen, dazu gehörte es aber auch, die Grenzen dessen auszuloten, was im Fernsehen formal erlaubt ist: Einmal sprach er eine halbe Stunde lang Französisch, und das nicht einmal gut. Geht das? Geht. Sag einmal feig.
Mittlerweile ist das Politisch Unkorrekte im Alltag angekommen, man klopft einander „Neger"-sagend auf die Schulter, und echauffiert sich über die, die einem das verbieten wollen. Mittlerweile wurde jedes Fernsehformat auf den Kopf und wieder zurück gestellt, und darum ist es vielleicht gar nicht Harald Schmidts Schuld, wenn er bei seinem Abschied ein bisschen zahm wirkte.
Würstchen! Würstchen! Würstchen!
Und das, wo er es doch noch einmal versucht hatte, unsere Erwartungen zu enttäuschen: Statt zu einer sentimentalen Abschieds-Show lud er zu einer Dinner Party mit sechs Gästen, serviert wurde Rotwein zu Nudelsalat und Würstel, denn das, erklärte er dem Publikum, bröselt nicht. Dem ersten Gast stach er die Pointen ab. Den zweiten Gast verwechselte er demonstrativ mit einem Kollegen. Den dritten brachte er dazu, einen Witz über Würstchen zu machen. Wirklich. Würstchen! Und dazwischen wurde besprochen, warum diese Dinner Party riskant sei. Erstens, weil Essen im Fernsehen immer schwierig ist. Zweitens, weil die Gefahr besteht, dass die Gäste durcheinander sprechen. Und drittens, weil so ein Gespräch zu siebt schnell einmal durchhängt.
Schmidt findet Abschied "okay"
Selbstreferentiell war Harald Schmidt immer schon, und in den Witzen klappt das auch noch ("Hoeneß und ich haben ja einiges gemeinsam. Wir haben beide Millionen verzockt, er Euro, ich Zuschauer). Aber als Konzept für eine Show ist das zuwenig. Hoffentlich hat es ihm und den Gästen wenigsten geschmeckt.
Als vor zwei Jahren bekannt wurde, dass Sat.1 die Show absetzt, kam von Harald Schmidt nur ein kurzes Wort: „Schade". Das fanden wir auch. Als jetzt Sky beschloss, dass endgültig Schluss sein solle, fiel seine Reaktion noch um zwei Buchstaben knapper aus: „Okay", sagte er. Und wieder geben wir ihm recht.