Basel trifft Salzburg mitten ins Herz

FUSSBALL - EL, RBS vs Basel
FUSSBALL - EL, RBS vs Basel(c) GEPA pictures (GEPA pictures/ Felix Roittner)
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Die Schweizer drehten in Unterzahl binnen zehn Minuten das Spiel. In der ersten Hälfte war die Partie 13 Minuten lang unterbrochen.

Es war kein gewöhnlicher Fußballabend. Schon zwei Stunden vor dem Anpfiff des Rückspiels zum Europa-League-Achtelfinale tummelten sich Menschenmassen vor der Red-Bull-Arena. Der Showdown zwischen Salzburg und dem FC Basel zog alleine im bis auf den letzten Platz gefüllten Stadion 29.320 Zuschauer in seinen Bann, noch viele mehr waren es in den Wohnzimmern der Nation. Der Anpfiff kam einer Erlösung gleich, niemand in Wals-Siezenheim wollte noch länger warten, nachdem zuvor rot-weiße Fahnen geschwenkt und lautstark zu „I am from Austria“ mitgesungen wurde.

Beide Teams sprachen nach dem 0:0 im Hinspiel von einer guten Ausgangsposition. Salzburg verwies auf Selbstvertrauen und Heimstärke, Basel auf die Tatsache, das schon ein Unentschieden zum Aufstieg reichen würde. Roger Schmidt konnte nach drei Wochen des Wartens wieder auf Angreifer Alan zurückgreifen, der Brasilianer fand in der dritten Minute per Kopf auch die erste gute Chance des Spiels vor. Es war zugleich die Initialzündung zur erwarteten Startoffensive. Möglichkeiten von Mané (4.) und Kampl (7.) ließen die Stimmung auf den Rängen weiter steigen, beim Schuss Kampls hatte nur ein halber Meter zum ersehnten Treffer gefehlt.

Rot, die Farbe der Hoffnung

Die Salzburger Perspektiven wurden ab der neunten Minute noch besser. Als Verteidiger Suchy von hinten gegen Alan einstieg, griff der deutsche Schiedsrichter Manuel Gräfe zur Roten Karte. Eine vermeintlich entscheidende Schwächung für die Gäste, die den Ausschluss mit dem Unparteiischen wild diskutierten. Basel wirkte zwei Minuten später indisponiert, als eine Mané-Hereingabe den völlig freistehenden Kampl fand. Doch weil der Ball unmittelbar vor dem Slowenen aufsprang, schlug dieser über das Spielgerät – ein einziges lautes Raunen machte die Runde. In der 22. Minute sollten die Salzburger Bemühungen jedoch Früchte tragen. Außenverteidiger Klein überspielte nach einem beherzten Sprint nahe der Eckfahne einen Schweizer und bediente Kampl, dessen Maßflanke Soriano gekonnt verwertete. Klein und Manè hätten das Torkonto der Gastgeber noch weiter erhöhen können, scheiterten aber am wie schon vor einer Woche starken Basel-Torhüter Sommer.

Ob des Ausschlusses und der spielerischen Überlegenheit der Salzburger sammelte sich bei etlichen Gäste-Fans Frust an, der nicht nur mit Pyrotechnik entladen werden sollte. Wiederholt wurden Gegenstände auf das Spielfeld und in Richtung der Salzburger Spieler geworfen, nach einer halben Stunde erklärte der Schiedsrichter das Spiel für unterbrochen. Der Salzburger Anhang vertrieb sich die Zeit mit Schlachtgesängen,  eine Strophe wurde auch dem möglichen Gewinn des Europacups gewidmet.  13 Minuten verweilten die Akteure in den Kabinen, erst nach einer Stadionansprache des FCB-Präsidenten wurde wieder Fußball gespielt.

Wer die Tore nicht schießt . . .

Mit der Unterbrechung ging bei Salzburg der Spielfluss verloren. Die Schweizer fanden mit zehn Mann und einem 4-2-3-System plötzlich besser ins Spiel. Ein Schuss von Philipp Degen kam einer ersten Warnung gleich, ehe in der zweiten Halbzeit das Spiel tatsächlich eine nicht erwartete Wende nahm. Soriano hatte noch das 2:0 auf dem Fuß (47.), ehe Streller in der 51. Minute per Kopf mitten ins Salzburger Herz traf. Kurz darauf hätte Basel nur noch mit neun Mann weiterspielen dürfen, doch Gräfe bestrafte Ajeti für seinen Kopfstoß gegen Alan nur mit Gelb. Die ansonsten so selbstbewussten Salzburger wirkten nun eingeschüchtert. Das seltene Bild sollte sich auch beim 2:1 der Gäste zeigen. Torhüter Gulacsi, ansonsten stets ein sicherer Rückhalt, griff daneben – Sauro trat per Kopf als Nutznießer in Erscheinung. Die Red-Bull-Arena verstummte beinahe, nur die Basler Fans hatten noch gute Laune.
Salzburg verfiel in ein nicht mehr bekanntes Muster, lief verzweifelt gegen die Basler Wand an. Die zündenden Ideen fehlten fortan. Man hatte es sich auf europäischer Ebene wohl schon weiter gewähnt, als man tatsächlich ist.

Europa-League-Achtelfinale: Salzburg - Basel 1:2 (1:0)

Red-Bull-Arena, 29.320 Zuschauer, SR Gräfe (GER)

Tore: Soriano (22.) bzw.  Streller (51.), Sauro (60.)

Salzburg: Gulacsi; Svento, Ramalho, Rodnei, Klein; Mané, Ilsanker (72. Zulj), Leitgeb, Kampl; Alan (86. Gelb-Rot), Soriano (78. Berisha).

Basel: Sommeer; Sauro, Suchý (9. Rote Karte), Ajeti; D. Degen (45. Aliji), Elneny, Stocker, Frei, P. Degen; Sio (57. Xhaka), Streller.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.02.2014)

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