Ein 5:0-Sieg gegen Wiener Neustadt machte es nach 28 Runden amtlich: Salzburg feiert den fünften Titel in der Red-Bull-Ära.
Salzburg/Wien. Nur drei Tage nach dem Europa-League-Abschied gegen Basel erlebten Salzburgs Fußballer eine Art Kulturschock. Statt wie Donnerstagabend 30.000 pilgerten Sonntagnachmittag nur 6000 Zuschauer in die Red-Bull-Arena. Womöglich war vielen Fans nach der jüngsten Enttäuschung nicht nach feiern zumute, dabei gab es diesmal allen Grund dazu.
Denn Salzburg fixierte in der 28. Runde mit einem 5:0-Sieg gegen Wiener Neustadt den Gewinn der fünften Meisterschaft in der Ära Red Bull, der achten insgesamt. So früh war eine Entscheidung in der Bundesliga seit Einführung der Drei-Punkte-Regel 1995 noch nie gefallen. Den bisherigen Rekord hatte Sturm gehalten. Die Grazer waren in der Saison 1997/98 nach der 29. Runde als Meister festgestanden.
Anlaufschwierigkeiten
Trainer Roger Schmidt hatte nach dem Europacup-Aus, das keine 70 Stunden zuvor bittere Realität geworden war, an seine Mannschaft appelliert, eine Reaktion gefordert. Doch speziell in der Anfangsphase dürfte die Enttäuschung die Salzburger Psyche noch stark beeinträchtigt haben. Immer wieder unterliefen Hinteregger und Co. Fehler, offensichtlich bedingt durch Nachlässigkeiten und Konzentrationsschwächen. Erst in der 22. Minute fand Soriano die erste Topchance vor. Wiener Neustadt kam die Salzburger Schwächephase gelegen, die Niederösterreicher gaben in der Anfangsphase einen ebenbürtigen Gegner ab.
Doch mit Fortdauer der Partie gewann das Spiel der Salzburger an Tempo und Präzision. Die Führung durch Alan, der zuvor nach einer Tätlichkeit gegen Mimm schon Rot hätte sehen können respektive müsen, spielte den Gastgebern in die Karten (23.). Noch vor der Pause erhöhte Soriano auf 2:0 (45.), nach Wiederanpfiff regierte endgültig wieder die Lust am Offensivzauber. Fast im Minutentakt startete der Tabellenführer seine Angriffe, Wiener Neustadt drang nur noch selten die gegnerische Hälfte vor.
Alan zum Zweiten (58.) und Dritten (87.) sowie Mané (70.) sorgten dafür, dass die Gästemannschaft von Heimo Pfeifenberger auch im vierten Saisonduell mit Salzburg unter die Räder kam: Die bisherigen Vergleiche hatten mit 5:1, 5:1 und 8:1 geendet. Salzburg gewann das zwölfte Bundesligaspiel en suite und hat nun bereits in 46 aufeinanderfolgenden Meisterschaftsbegegnungen zumindest ein Tor geschossen.
Mit dem Schlusspfiff standen in der Arena die Bierkrüge bereit, auch die obligatorische Bierdusche für den Trainer ließ nicht lange auf sich warten. Die Meisterschale bekamen die Salzburger an diesem Nachmittag noch nicht überreicht – so half man sich mit einem selbst entworfenen Nachbau.
“Ab erstem Spieltag dominant“
Einige Spieler wie etwa Stefan Ilsanker bejubelten den ersten Titel ihrer Karriere. „Jetzt habe ich auch endlich einen“, lachte der Mittelfeldabräumer, der acht Runden vor Meisterschaftsende Bilanz zog. „Wir spielen ein Pressing, mit dem kaum eine Mannschaft zurecht kommt. Mit dieser geilen Saison haben wir es uns einfach verdient, Meister zu werden.“ Auch der derzeit rekonvaleszente Christian Schwegler sprach von dem logischen Lohn harter Arbeit. „Wir waren vom ersten Spieltag an dominant und haben unser Ding bis zum heutigen Tag durchgezogen.“
Der Dank der Spieler galt auch ihrem Trainer, Roger Schmidt. „Er hat Großes geleistet, auch die Ersatzspieler stets bei Laune gehalten. Und wenn wir sie gebraucht haben, waren sie voll da“, bemerkte Martin Hinteregger, der das letzte Saisonziel auch in der Stunde des Erfolgs nicht aus den Augen verlor. „Wir wollen unbedingt noch den Cup gewinnen.“ Selbiges hat auch Schmidt vor, der zudem in den verbleibenden acht Liga-Runden den Punkterekord der Austria (82) in Angriff nimmt. „Das sollte noch zu schaffen sein.“
("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.02.2014)
