Burgtheater: Aufsichtsrat Strasser kündigt Rückzug an

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BURGTHEATER: BERGMANN / STRASSER(c) APA/ROLAND SCHLAGER (ROLAND SCHLAGER)
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Christian Strasser will sich nach der Krisenbewältigung wieder auf seine Tätigkeit im Museumsquartier konzentrieren. Für die Burg bestehe "keine Konkursgefahr", so Strasser.

Christian Strasser möchte seine neue Funktion als Vorsitzender des Burgtheater-Aufsichtsrats mit der Bewältigung der Krise befristen: "Ich glaube, dass wir Ende des Jahres 'Brand aus' sagen können. Dann werde ich mich aus dem Aufsichtsrat zurückziehen und mich zu 100 Prozent auf meine Arbeit im Museumsquartier konzentrieren", sagte Strasser am Donnerstag in einem Interview.

"Ich werde alles dazu beitragen, damit das Burgtheater saniert und gesundet aus dieser Krise hervorgeht", so Strasser. Dabei sei man auf einem guten Weg. Ein konkretes Datum für sein Ausscheiden nannte er noch nicht - dies hänge davon ab, wann er guten Gewissens sagen könne, dass seine Aufgabe erfüllt sei. "Spätestens in einem Jahr muss das Ganze beendet sein."

Museumsquartier-Chef Strasser war von manchen schon als möglicher Springer-Nachfolger an der Spitze der Bundestheater-Holding gehandelt worden. "Daran habe ich nie gedacht. Ich habe keinerlei Ambitionen zu wechseln. Ich arbeite sehr gerne am Museumsquartier und möchte mich in den nächsten Jahren ganz der schönen Aufgabe, die ich dort habe, widmen."

Deswegen werde er sich schließlich komplett aus den Aufsichtsräten bei den Bundestheatern zurückziehen. "Ich werde mich auch nicht um den Vorsitz der Aufsichtsräte in Staatsoper und Volksoper bewerben. Ich will mich jetzt mit voller Kraft auf das Burgtheater konzentrieren. Man ist nur dann gut, wenn man sich fokussiert", so Strasser, der den Burg-Aufsichtsratsvorsitz erst am 11. März von Holding-Geschäftsführer Georg Springer übernommen hat und als Ideal-Kandidat für die Vorsitze in den Aufsichtsräten der beiden anderen Bühnengesellschaften galt.

Mit der Aufarbeitung der Vergangenheit im Burgtheater seien nun primär Anwälte, Untersuchungsbehörden und Richter befasst. "Da ist eine schonungslose und lückenlose Aufarbeitung notwendig, auch um sicherzustellen, dass so etwas nicht mehr passieren kann." Deswegen habe er etwa sofort Anweisung gegeben, dass künftig keine Barauszahlungen mehr vorgenommen werden und Verträge verpflichtend von beiden Geschäftsführern zu unterzeichnen seien.

"Auch Geschäfte mit Angehörigen der Geschäftsführung bedürfen ab sofort vor Abschluss der Zustimmung des Aufsichtsrats", sagte Strasser. Hintergrund dabei ist der Umstand, dass die "Junge Burg"-Schiene von Hartmanns Schwester Annette Raffalt und seinem Schwager Peter Raffalt geleitet wird. Die Weiterführung dieser Theater-Initiative für Kinder und Jugendliche dürfte aus Kostengründen im Rahmen der notwendigen Einsparungen demnächst zur Disposition stehen.

Verlust, aber "keine Konkursgefahr"

Im Zentrum der Bemühungen stehe derzeit die Schaffung von finanzieller Stabilität am Burgtheater, sagte Aufsichtsratsvorsitzender Christian Strasser. Bei der Bilanzerstellung für 2012/13 sei "noch Einiges zu tun": "Bei der nächsten regulären Aufsichtsratssitzung am 24. April erwarte ich mir die Vorlage eines ordentlichen Geschäftsabschlusses inklusive Testat der KPMG."

Detaillierte Informationen werde es bis dahin nicht geben, allerdings soll die Öffentlichkeit unmittelbar nach dem Aufsichtsrat und nicht erst zu der zu einem späteren Zeitpunkt erfolgenden Bilanz-Pressekonferenz der Bundestheater-Holding informiert werden. Es werde in der Burgtheater-Bilanz mit Sicherheit ein Verlust ausgewiesen werden, es bestehe aber "keine Konkursgefahr". Die einzige bisher getroffene Entscheidung betreffe den Verkauf der Burg-Probebühne, mit der Option auf einen späteren Rückkauf. Der Käufer stehe noch nicht fest, "aber lieber ist es mir, es bleibt in der Familie", sagte Strasser in Richtung eines möglichen Ankaufs durch die Holding-Tochter Art for Art.

Ende Mai müsse dem Aufsichtsrat dann ein fertiges Maßnahmenpaket für die Saison 2014/15 vorgelegt werden. "Die Geschäftsführer sind angewiesen, nach Vorgaben des Eigentümers dieses Maßnahmenpaket zu erstellen." Mit seiner Erstellung sei der Aufsichtsrat nicht befasst, er habe aber volles Vertrauen in die beiden Geschäftsführer: "Karin Bergmann und Thomas Königstorfer wissen, was sie tun." Mit den angestrebten zehn bis 15 Maßnahmen sollte die Zukunft des Hauses für die nächsten Jahre gesichert sein.

Als weitere Hauptaufgabe der kommenden Monate nannte Strasser die Wiederherstellung des Vertrauens, sowohl innerhalb des Burgtheaters als auch außerhalb. "Dabei sind die bisherigen Maßnahmen in die richtige Richtung gegangen. Dass sie rasch gesetzt wurden, war ein wichtiger Stabilisierungsschritt."

"Im Laufe des Jahres wird das Burgtheater wieder in einem ruhigeren Fahrwasser sein", so Strasser. Dass der Theater-Tanker durch die zu erwartenden Auseinandersetzungen rund um die Arbeitsgerichtsklagen der entlassenen Geschäftsführer Silvia Stantejsky und Matthias Hartmann wieder in Schlingern kommen könnte, glaubt er nicht. "Viel mehr Schmutzwäsche als in der Vergangenheit gewaschen wurde, kann ich mir nicht mehr vorstellen."

Zu erwarten ist, dass vor Gericht nicht nur die Rolle der Holding, sondern auch jene des Aufsichtsrats, dessen Mitglied Strasser seit 2009 war, neuerlich hinterfragt wird. "Was notwendig war, haben wir gemacht", meinte Strasser, der die bisherige Rolle des Aufsichtsrats als "sehr aktiv" und "durchaus selbstkritisch" beschrieb: "Wir haben alle unsere Unterlagen CMS (der Anwaltskanzlei CMS Reich-Rohrwig Hainz, Anm.) zur Prüfung übergeben. Das Ergebnis war, Gott sei Dank, für uns beruhigend: 'Ihr habt Euch nichts vorzuwerfen!' Wir haben bestmöglich gehandelt. Ich sehe daher einem möglichen zweiten oder dritten oder vierten Gutachten sehr gelassen entgegen."

(APA)

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