Weil sich kein Investor fand, muss der Computerhändler DiTech zusperren. 255 Mitarbeiter verlieren ihren Job, 22 Filialen werden geschlossen. Der Abverkauf läuft bereits.
Wien. Es ist beinahe so etwas wie ein Naturgesetz bei den Insolvenzen der letzten Jahre. Egal, ob die Drogeriekette Dayli oder der Elektrohändler Niedermeyer, es zeigt sich immer eines: Wird mit einem Investor verhandelt und dieser schlägt nicht binnen kurzer Zeit zu, ist die Sache mit größter Wahrscheinlichkeit zum Scheitern verurteilt.
Den IT-Händler DiTech trifft es nun mit voller Härte: Am Donnerstag meldete das einstige Vorzeigeunternehmen des polnischen Ehepaares Aleksandra und Damian Izdebski Konkurs an. 255 Mitarbeiter verlieren ihren Job. Bereits am Donnerstag wurden die Filialen in Salzburg, Villach, Liezen und Kapfenberg geschlossen. In den anderen Filialen beginnt ab sofort der Abverkauf.
Es war von vornherein klar, dass die Sanierung des Unternehmens nur mit einer kräftigen Geldspritze von außen finanzierbar ist. Wie „Die Presse“ schon vergangene Woche berichtete, wäre ohne Schützenhilfe eines Investors in der Höhe zwischen sechs und neun Mio. Euro nicht einmal die ursprünglich geplante Schließung von zehn Filialen finanzierbar gewesen. Zuletzt war mit einem österreichischen Konsortium verhandelt worden, davor war von einem polnisch-deutschen Investor die Rede. Beide sahen in dem Computerhändler nicht genügend Potenzial, um profitabel zu wirtschaften.
Gutscheine sind wertlos
Jetzt stehen nach Angaben des Unternehmens Passiva von 30 Mio. Euro Aktiva von 16 Mio. Euro gegenüber. Die Filialen sind angemietet, die Geschäftsausstattung großteils geleast. Das heißt, die verwertbare Masse besteht im Wesentlichen aus dem Warenbestand. Dieser beläuft sich laut Masseverwalter Günther Hödl auf zwei bis 2,5 Mio. Euro. Die Quote für die Gläubiger dürfte gering ausfallen. Laut Kalkulation des Gläubigerschützers KSV 1870 dürfte diese im unteren einstelligen Bereich liegen.
Für DiTech-Kunden, die eine Anzahlung geleistet haben oder einen Gutschein besitzen, sieht es entsprechend schlecht aus. Eine Anmeldung der Forderungen würde sich bei einer Quote von fünf Prozent kaum rentieren, da dabei eine Gebühr von 22 Euro anfällt.
Dass nicht nur die Izdebskis sich verkalkuliert haben, zeigt folgender Umstand: Wirtschaftsprüfer Ernst & Young hatte noch im Herbst 2013, als bei DiTech schon Liquiditätsprobleme bekannt wurden und eine Übereinkunft mit den Gläubigerbanken getroffen worden war, dem Unternehmen eine positive Fortführungsprognose ausgestellt. Die Rede war von einem Umsatzwachstum von 120 auf 200 Mio. Euro innerhalb von drei Jahren.
Hasardspiel bei der Expansion
Dabei war es definitiv ein Hasardspiel, innerhalb von fünf Jahren zehn neue Filialen aus dem Boden zu stampfen. „Wenn ein Händler seine Expansion über Kredit finanziert und nicht aus dem Cashflow, wie das bei DiTech und auch bei Baumax der Fall war, dann kann es sehr schnell eng werden, wenn irgendetwas nicht so läuft wie geplant“, sagt Wolfgang Richter vom Marktforschungsinstitut Regioplan.
Das Problem der letzten Jahre war, dass PCs zunehmend Tablets und Smartphones weichen mussten. Hier sind die Margen besonders gering, und DiTech fehlte das Alleinstellungsmerkmal gegenüber der starken Konkurrenz. Der Mut zum Risiko und das Improvisationstalent, die Aleksandra und Damian Izdebski lange zu Liebkindern der Medien machten, haben DiTech letztlich auch in den Untergang geführt.
Dabei lief jahrelang alles wie geschmiert: Was als Nebenverdienst mit IT-Dienstleistungen zur Finanzierung des Studiums begonnen hatte, wurde bald zum Selbstläufer. Das erste Geschäft eröffneten die Izdebskis 1999 in Wien in der Nordwestbahnstraße im 20. Bezirk. Das besondere Asset: PCs wurden für Kunden maßgeschneidert und gewartet.
Damian Izdebski, der sich vor zwei Wochen in einem offenen Brief zur Lage des Unternehmens geäußert hatte, war am Donnerstag zu keiner Stellungnahme bereit.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.04.2014)