Ottakring: Rohrbombe sollte eingesetzt werden

Handgranatenmord mit Rohrbombe - viele Fragen offen
Handgranatenmord mit Rohrbombe - viele Fragen offen APA/POLIZEI
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Die aus einem Kellerabteil in Wien-Landstraße geborgene Rohrbombe sollte ursprünglich bei der Bluttat in Ottakring eingesetzt werden.

Nach der Klärung des Handgranatenmordes von Ottakring, bei dem im Jänner zwei Männer ums Leben gekommen waren, und dem damit zusammenhängenden Fund einer Rohrbombe am Freitag, blieben am Samstag noch viele Fragen offen. Zumindest eine wurde geklärt: Die aus einem Kellerabteil in Wien-Landstraße geborgene Rohrbombe sollte ursprünglich im Jänner bei der Bluttat in Ottakring eingesetzt werden. Das hat einer der Verdächtigen, der 34-jährige Kristijan H., bei seiner Einvernahme zugegeben, sagte am Samstag Nina Bussek, Sprecherin der Staatsanwaltschaft Wien.

"Rohrbombe wurde mittlerweile entschärft"

Bei diesen hatte einer der Verdächtigen am Freitag zugegeben, dass er in einem Kellerabteil in Wien-Landstraße eine Rohrbombe versteckt habe. Die Polizei evakuierte daraufhin gegen 18.00 Uhr das Wohnhaus in der Erdbergstraße 103 und sperrte die Umgebung. Der Entminungsdienst ging mit äußerster Vorsicht vor und konnte tatsächlich den gefährlichen Gegenstand bergen. Dieser wurde sicherheitshalber um 19.30 Uhr nach Traiskirchen in Niederösterreich gebracht. "Die Rohrbombe wurde mittlerweile entschärft", sagte am Samstag Polizeisprecherin Barbara Riehs.

Die Rohrbombe aus einem Stahlrohr, Sprengstoff und Kappen war selbst hergestellt. Ob sie von dem Verdächtigen eigenhändig gebastelt worden war, konnte sie nicht sagen. Dieser habe jedenfalls einen Bezug zu dem Wohnhaus. Die Kriminalabteilung hat das Kellerabteil entsprechend untersucht, nachdem die Bombe entfernt worden war.

Anträge auf U-Haft gestellt

Wie geplant wurde das Trio am Samstag in die Justizanstalt Josefstadt eingeliefert. "Von der Staatsanwaltschaft wurden für alle drei Verdächtigen U-Haftanträge gestellt", sagte Bussek, Sprecherin der Staatsanwaltschaft Wien. Über diese werde nun das Gericht innerhalb von 48 Stunden zu entscheiden haben.

Bereits am Donnerstag war das Trio festgenommen worden: Zunächst klickten bei Mattighofen (Bezirk Braunau) für den Serben Dejan V. (29) auf offener Straße die Handschellen. Ein Geschwisterpaar, ein 34 Jahre alter Mann aus der Umgebung der Stadt Salzburg und eine 42 Jahre alte Frau aus Wien, wurde in einer McDonalds-Filiale in Eugendorf (Flachgau) festgenommen. Renata und Kristijan H. sind laut den Ermittlern österreichische Staatsbürger mit kroatischen Wurzeln.

Dubiose Diesel-Geschäfte

Der 34-Jährige gab bei der ersten Befragung durch Wiener Ermittler zu, die Schüsse abgegeben und die Granate gezündet zu haben. Dejan V. wurde durch die Explosion verletzt, das "typische Verletzungsmuster" belege seine Anwesenheit am Tatort und somit seine Beteiligung am Verbrechen. Auf das Trio war man durch "Umfelderhebungen mit der Wirtschaftspolizei" gekommen, die Verdächtigen hatten mit den Opfern Geschäftsbeziehungen. Chefinspektor Ernst Hoffmann vom LKA: "Es ist um Geld gegangen."

Die Tat war in der Nacht auf den 11. Jänner in der Odoakergasse verübt worden. Die Polizei fand in dem BMW einen toten Oberösterreicher mit bosnischen Wurzeln auf der Fahrerseite sowie einen schwerverletzten Deutschen am Beifahrersitz, der kurze Zeit später starb. Als Hintergründe für die Bluttat wurden immer wieder dubiose Diesel-Geschäfte der Opfer genannt. Die Polizei sprach von einer "Dimension von 600.000 bis 700.000 Euro", beim Landesgericht Wien gab es ein Finanzstrafverfahren. Ob die Bluttat tatsächlich damit zusammenhing, müsse "noch abgeklärt werden".

(APA)

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