New Yorker Fashion Week

Hochstaplerin Delvey wird PR-Frau — und bleibt sich selbst treu

Anna Delvey bei einer Schau der New Yorker Fashionweek.
Anna Delvey bei einer Schau der New Yorker Fashionweek. John Lamparski
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Anna Delvey, für ihre Schwindeleien in der New Yorker High Society vor Gericht verurteilt und sozial geächtet, holt sich nun die dortige Modeszene nach Hause.

New York Fashion Week - ein Wort genügt und man weiß, es ist wieder Hauptsaison für Models, Designerinnen, Modejournalisten, Peta-Aktivistinnen und wer sonst noch aller glaubt, auf und um den Laufstegen der niemals schlafenden Stadt etwas verloren zu haben. Gerade Letztere, „Adabeis“ würde man hierzulande sagen, beglücken all jene, die zwischen Showrooms, Blitzlichtgewitter und erster Reihe tatsächlich nichts zu suchen haben, und mit den Nachberichten der Online-Klatschblätter und den Instagram-Stories der Schöneren und Reicheren vorlieb nehmen müssen.

„Adabei“ war wohl auch Anna Delvey, eigentlich Sorokin, immer gern, die sich vor einigen Jahren tatsächlich in die Höhen der New Yorker Society emporgeschwindelt hat. Die Hochstaplerin gab sich als reiche deutsche Erbin aus, betrug Banken und Freunde um einen Haufen Geld und landete schließlich zwar für mehrere Jahre im Gefängnis, durch eine Netflix-Verfilmung ihrer Geschichte allerdings auch auf den Bildschirmen und Titelseiten weltweit: So kommen manche eben auch zu etwas.

Mode, Kunst und Hausarrest

Die 32-Jährige steht mittlerweile seit über einem Jahr unter Hausarrest, nach nicht ganz so noblen Streitigkeiten um ihre Aufenthaltsgenehmigung in den USA. Eine Teilnahme an Veranstaltungen wie jene der New Yorker Modewoche steht somit eigentlich außer Frage. Ihre Kreativität lebt sie nun anders aus als zu ihren Zeiten als Schwindlerin aus, zuletzt versteigerte sie Zeichnungen, die sie im Gefängnis gefertigt hat, um je 10.000 Dollar. Der tatsächliche künstlerische Wert darf bezweifelt werden.

Der neueste Streich der nimmermüden Schelmin gilt der Modewelt. Ihre Vorliebe für modische Outfits ging schon während ihres Gerichtsverfahrens im Jahr 2019 viral. Nun veranstaltete sie - mithilfe von Fashion-PR-Expertin Kelly Cutrone - gar eine Modenschau bei ihr Zuhause. Die beiden sind Gründerinnen einer „Pop-up PR-Agentur“ für Mode.

Kelly Cutrone (rechts) und Anna Delvey (links) während der Modeschau.
Kelly Cutrone (rechts) und Anna Delvey (links) während der Modeschau. John Lamparski

„Es geht nur um Shao“

Aus Platzgründen fand die Schau nicht in der tatsächlichen Wohnung Delveys, sondern auf dem Dach des Wohnhauses im Stadtteil East Village statt, gezeigt wurden Entwürfe des Labels Shao von Designerin Shao Yang. Nicht das eigene Bedürfnis nach Öffentlichkeit, sondern die Liebe zur Mode sei dabei wegweisend gewesen, betonte Delvey im Gespräch mit „CNN“: „Es geht nur um Shao.“

Gezeigt wurde genderneutrale, von den 1980er-Jahren inspirierte Mode: Kostüme und Mantelkleider mit klaren Schnitten und punkigen Details. Gäste hatte die Veranstaltung allemal genug. Ob sie alle der modische Aspekt der Veranstaltung gelockt hat? Sie waren jedenfalls dabei. Und all jene, die wieder nur via Instagram-Story und Online-Nachbericht mit von der Partie sein konnten, mögen sich aus der Distanz mit einer Einsicht trösten, die Anna Delvey längst bekannt ist: Beim gekonnten Hochstapeln geht es nie nur darum, „adabei“ zu sein.

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