In der Ferne Forschen

Affen, Vögel und Menschen: Ihr Sozialverhalten im Blick

Bernhard Völkl und Claudia Kasper aus Wien und Niederösterreich leben seit über zehn Jahren in Bern in der Schweiz.
Bernhard Völkl und Claudia Kasper aus Wien und Niederösterreich leben seit über zehn Jahren in Bern in der Schweiz.Privat
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Die Verhaltensforschenden Claudia Kasper und Bernhard Völkl arbeiten in der Schweiz mit Schweinen, Rindern und Labortieren. Es geht ums Tierwohl und um die Wirkung auf die Umwelt. Und sie setzen sich dafür ein, die Situation von Frauen in der Wissenschaft zu verbessern.

„Unserer Erfahrung nach war es in Deutschland und Frankreich nicht einfacher als in Österreich, Geld für die Forschung zu bekommen. Aber in der Schweiz ist es eindeutig leichter“, sagt Claudia Kasper, die mit ihrem Mann, Bernhard Völkl, nach dem Zoologie-Studium an der Uni Wien vielerorts gelebt hat.

Die Niederösterreicherin und der Wiener zogen Anfang der 2000er-Jahre nach Straßburg in Frankreich, wo Völkl eine Postdoc-Stelle am Nationalen Wissenschaftlichen Forschungszentrum (CNRS) startete. Danach waren die Humboldt-Universität in Berlin bzw. das Wissenschaftskolleg zu Berlin und für Völkl auch die University of Oxford weitere Stationen, bevor es 2012 in die Schweiz ging. „Hier haben wir halt das Problem, dass wir nicht um EU-Gelder ansuchen können“, erzählt Kasper. Sie und ihr Mann sind aber an EU-Projekten beteiligt, die von auswärtigen Institutionen geleitet werden.

Einmal zu viel übersiedelt

Die lange Reise zum heutigen Lebensmittelpunkt Bern ist als Forscherpaar nicht ungewöhnlich. „Unsere Forschungsgebiete sind sehr spezialisiert. Da nimmt man eine Stelle an, die genau zu einem passt, auch wenn es bedeutet, wieder umziehen zu müssen“, erzählt Völkl. „Aber vielleicht war es einmal Übersiedeln zu viel. In Bern haben wir bisher kein großes soziales Netzwerk. Viele Kollegen sind nur kurzfristig für ein, zwei Jahre da als Postdoc“, sagt Völkl. „Unser Sohn, der heuer 15 Jahre alt wird, ist aber sehr gut integriert, spricht den Berner Dialekt und ist hier zu Hause“, betont Kasper, die für ihre Arbeit ins französischsprachige Fribourg pendelt.

Stichwort soziale Netzwerke: Darum geht es in der Forschung der beiden Zoologen auf vielfältige Weise. Während an der Uni Wien noch die südamerikanischen Weißbüscheläffchen und ihr soziales Lernen im Fokus standen, kamen in Straßburg afrikanische Primaten, Grüne Meerkatzen, dazu. Auch die Ornithologie gibt viel her, wenn es um soziale Gruppen geht. Wer lernt von wem? Wie helfen sich Gruppenmitglieder? Wer schaut auf den Nachwuchs? Neuseeländische Keas und britische Blau- und Kohlmeisen dienten Bernhard Völkl als Forschungsobjekte.

Präindustrielle Gesellschaft in Tansania

Claudia Kasper weitete ihre Expertise auch auf menschliche Gruppen aus: „In Berlin habe ich Daten von präindustriellen Gesellschaften in Tansania ausgewertet. Es ging um Hilfeleistungen im Sozialgefüge: Wer bringt Essen ins Krankenhaus, wie sieht Nachbarschaftshilfe aus, wie beeinflussen Reichtum und Verwandtschaft diese Netzwerke?“, sagt Kasper. Feldforschung und Exkursionen in die Natur stehen aber selten auf dem Plan. „Die meiste Zeit sitze ich vor dem Computer“, sagt Völkl. Nur die Stelle in Oxford brachte ihn unerwartet oft ins Freiland, wo er im Wald von Wytham die Verhaltensökologie der Meisen untersuchte.

Zwischen Bern und Oxford pendeln

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