Seit einem Jahr rüttelt die Bevölkerung an den Fundamenten der Islamischen Republik. Dieser zivile Ungehorsam untergräbt auf Dauer das Regime.
Die Familie von Mahsa Jina Amini wird an den Todestag ihrer Tochter erinnern. Einladungen werde er keine aussprechen, erzählte der Vater Aminis jüngst dem Radiosender Voice of America. Aber an einer Teilnahme werde er auch niemanden hindern. „Heute ist es allgemein bekannt“, führte Amjad Amini weiter aus, „Mahsa gehört nicht mehr nur der Familie Amini. Sie ist die Tochter des Iran, sie gehört dem ganzen Land.“ Vor einem Jahr wurde die 22-jährige Kurdin von Sittenwächtern in Teheran abgeführt, weil ihr Kopftuch angeblich locker saß.
Später fand das Bild einer schwer verletzten Amini mit schlimmen Wunden und Beatmungsgerät den Weg in die Öffentlichkeit. Es war der berühmte letzte Tropfen in das Fass: Nach Aminis Tod eruptierte die Protestwelle regelrecht. Noch nie in den 44 Jahren seit der Islamischen Revolution geriet das Regime derart in Bedrängnis. Teheran hat die Demonstrationen nach altbekanntem Rezept blutig niedergeschlagen. Und dennoch: Ein Jahr später ist die Protestwelle weder verschwunden, noch ist Ruhe eingekehrt.