Forschung

Wasserbau und Ökologie in Gleichklang bringen

Helmut Habersack (Boku Wien).
Helmut Habersack (Boku Wien).APA / S. Pessenlehner
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Helmut Habersack erforscht die Prozesse in Flüssen weltweit. Seinem Engagement ist das neue und einzigartige Wasserbaulabor in Wien zu verdanken.

Sein Aha-Erlebnis hatte Helmut Habersack vor 25 Jahren in Neuseeland. Er war damals als Postdoc dorthin gezogen, um den mächtigen Waimakariri River zu studieren. Mit seiner Familie an dessen Ufer stehend habe er zum ersten Mal verstanden, was „richtige Flüsse“ sind, sagt er heute. Seither hat sich der gebürtige Steirer ihrer Erforschung verschrieben. Der 57-Jährige leitet das Institut für Wasserbau, Hydraulik und Fließgewässerforschung an der Boku Wien und hat den Unesco-Lehrstuhl für Fließgewässerforschung inne. Außerdem ist Habersack der Initiator der „World’s Large Rivers“-Initiative – ein globaler Rahmen für die Erforschung des Zustands und der Zukunft der 300 größten Flüsse der Erde – und Präsident des Unesco-Nationalkomitees für Geo/Hydro-Sciences an der ÖAW.

Fließende Versuche im Maßstab 1:1

Seine Expertise sammelte er unter anderem am Niger (Westafrika), am Mekong (Südostasien) und am Sunwapta River (Kanada). Bei einer Gastprofessur in Minneapolis (USA) stieß Habersack auf ein Labor, durch das Wasser aus dem Mississippi geleitet wurde, und die Idee eines Wasserbaulabors an der Donau begann zu keimen. 14 Jahre später ist es seiner Initiative und auch seiner Beharrlichkeit zu verdanken, dass im Sommer eine weltweit einzigartige Forschungsumgebung am Brigittenauer Sporn in Wien eröffnet werden konnte. Herzstück des Wasserbaulabors ist ein Kanal für den Durchfluss von 10.000 Liter Donauwasser pro Sekunde, was Modellversuche bis zu einem Maßstab von 1:1 ermöglicht.

Die Bandbreite an Themen, denen künftig hier nachgegangen wird, ist riesig: angefangen von der Bewegung von Wasser und Sedimenten über die Ökologie und Nutzung von Fließgewässern und das Hochwasser- und Niederwasserrisikomanagement bis hin zu Flussrückbau, Wasserkraft und Schifffahrt unter Klimawandel und Landnutzungsänderung. „Wir sind in vielen Bereichen an die Grenzen des Erkenntnisgewinns gekommen, weil wir immer nach unten skalieren mussten“, erklärt Habersack, dessen Expertise aktuell auch an der Elbe und am Rhein gefragt ist. Denn bei Versuchen mit verkleinerten Steinen und Pflanzen bleibe immer eine Unsicherheit bestehen. „Im neuen Labor können wir dem nachgehen, auch um die Zusammenhänge mathematisch besser beschreiben zu können.“

» Mir ist der Bach quasi vor den Augen weggestorben.«

Helmut Habersack

Boku Wien

Auf einem Bauernhof neben einem Bach aufgewachsen, erlebte Habersack bereits früh, welche Konsequenzen Hochwässer für den Menschen und lineare Schutzmaßnahmen für Ökosysteme haben. Nach der Regulierung war kein Fisch mehr zu finden: „Mir ist der Bach quasi vor den Augen weggestorben. Damals stellte sich mir die Frage, ob man den Schutz des Menschen und der Umwelt nicht anders und besser machen kann.“ Er ist sich sicher: Man kann. „Dafür braucht es jedoch ein sehr genaues Verständnis der natürlichen Prozesse in Flüssen.“ Und weil Habersack großen Wert darauf legt, schon bei Kindern ein Bewusstsein für die Zusammenhänge rund ums Wasser zu wecken, sind Schulklassen im Wasserbaulabor vom Hausherrn gern gesehen.

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