Herbstlohnrunde

Metaller-KV: Forderung nach 11,6 Prozent laut Wifo und IHS moderat

Die Forderung sei „gemessen an dem, was wir erwartet haben, sehr niedrig“, sagt IHS-Chef Holger Bonin.
Die Forderung sei „gemessen an dem, was wir erwartet haben, sehr niedrig“, sagt IHS-Chef Holger Bonin.APA / Georg Hochmuth
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Grundsätzlich hätten Arbeitgeber wie Arbeitnehmer recht - der Industrie drohe eine Rezession, es müsse aber auch die Kaufkraft erhalten bleiben. Die Ökonomen erwarten nur geringe Auswirkungen des Metaller-Lohnabschlusses auf die Inflation.

IHS-Chef Holger Bonin und WIFO-Ökonom Benjamin Bittschi sehen in der Gewerkschaftsforderung nach 11,6 Prozent mehr Lohn für die Metalltechnischen Industrie eine moderate Vorgehensweise nach einem Reallohnverlust im Vorjahr. „Die Forderung ist gemessen an dem, was wir erwartet haben, sehr niedrig“, meinte Bonin in der „ZIB2“. Grundsätzlich hätten Arbeitgeber wie Arbeitnehmer recht - der Industrie drohe eine Rezession, es müsse aber auch die Kaufkraft erhalten bleiben.

Die Auswirkungen auf die Inflation seien bei einem derartigen Abschluss gering, ohne Lohnerhöhung würden die Arbeitnehmer auf den Reallohnverlusten des Vorjahres „sitzen bleiben“, so Bittschi Montagabend zu „Puls24“. Die Bundesregierung habe mit ihren Einmalzahlungen zum Teuerungsausgleich zwar die Einkommen stabil gehalten, allerdings seien diese Gaben nicht nachhaltig - dies müsse nun über die Löhne und Gehälter geschehen.

Bonin sieht in den geforderten 11,6 Prozent Brutto-Lohnanstieg die Abgeltung der Inflation plus der Produktivitätssteigerung gewährleistet. Dies entspreche der traditionelle angewendeten „Benya-Formel“ für die Kollektivvertragsverhandlungen, in Zukunft wäre es aber sinnvoll, auch andere Kriterien anzuschauen. Zu der Gefahr einer Rezession in Österreich meinte Bonin, dass dieses Risiko „schon erheblich“ sei.

Metaller-Löhne beeinflussen Inflation kaum

Vorschläge der Gewerkschaft, etwa Lohnsteigerungen gegen Freizeit abzutauschen, seien durchaus interessant, so der IHS-Chef. Hohe Abschlüsse würden in der Metalltechnischen Industrie die Inflation kaum antreiben, da deren Produkte ohnehin zum überwiegenden Teil exportiert werden. Auch Bittschi sieht keine „Befeuerung“ der Teuerung, ohne einen Inflationsausgleich würde aber die Kaufkraft unter Druck kommen.

Anders sei das etwa beim Handel, der nach den Metallern in die KV-Verhandlungen einsteigt. Dort könnten sich Lohnsteigerung in Preissteigerungen wiederfinden. Hier müsse man sich fragen, ob der Metaller-Abschluss auf andere Branchen umgelegt werden könne.

Wobei der Handel ohnehin ein geringeres Lohnniveau hat. Der kollektivvertragliche Mindestlohn in der Metallindustrie liegt bei 2236 Euro brutto, im Handel sind es 1945 Euro brutto. (APA)

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