Berechnungsmodelle

Wie der Lohnzuwachs ermittelt wird

Der Namensgeber der Benya-Formel, der ehemalige ÖGB-Chef Anton Benya (re.), im Parlament mit dem einstigen Außenminister Leopold Gratz.
Der Namensgeber der Benya-Formel, der ehemalige ÖGB-Chef Anton Benya (re.), im Parlament mit dem einstigen Außenminister Leopold Gratz. APA / Robert Jaeger
  • Drucken

Die sogenannte Benya-Formel ist angesichts der hohen Inflation in der Kritik. Wie könnte eine alternative Berechnungsmethode aussehen?

Wien. Mitte der 1960er-Jahre definierte der damalige ÖGB-Chef Anton Benya die nach ihm benannte Formel, laut der aus Sicht der Gewerkschaft die jährliche Lohnerhöhung erfolgen sollte. Demnach sollen die Arbeitnehmer eine volle Abgeltung der Inflation sowie einen Anteil am mittelfristigen Produktivitätswachstum erhalten. Und auch wenn es vor allem in den letzten Jahrzehnten immer wieder Diskussionen darüber gab, ob die Benya-Formel nicht überholt sei, gilt sie nach wie vor als Grundlage der jährlichen Lohnrunden.

Doch zuletzt kamen auch von Ökonomen immer wieder Vorschläge, wie die Lohnfindung reformiert werden könnte. So plädiert IHS-Chef Holger Bonin etwa für Abschlüsse auf mehr als ein Jahr, um die Planbarkeit für Firmen zu erhöhen. Wifo-Chef Gabriel Felbermayr wiederum äußerte die Idee, statt des Verbraucherpreisindikators den BIP-Deflator als Basis für die Inflationsabgeltung zu nehmen. Dies würde dafür sorgen, dass importierte Preiseffekte wie der jüngste Energiepreisschock nicht so stark durchschlagen würden.

Der VPI schoss dem Deflator davon

Grund dafür ist wiederum, dass der VPI durch die Statistik Austria in Form von Preiserhebungen festgestellt wird. Es werden somit also jene Preise gemessen, die von den heimischen Konsumenten gezahlt werden müssen. Der BIP-Deflator wird wiederum aus dem Verhältnis zwischen nominellem und realem BIP errechnet. Er misst somit Preissteigerungen österreichischer Unternehmen – auch im Export. Importwaren wie Öl oder Gas sind dabei nicht direkt enthalten.

Die meiste Zeit laufen diese beiden Werte relativ parallel. Zuletzt schoss der VPI dem Deflator jedoch davon, weil die Energiepreise direkter auf ihn wirkten. Allerdings gab es auch Jahre, in denen der Deflator höher lag – etwa während der Coronapandemie oder während des Ölpreiseinbruchs im Jahr 2015 (siehe Grafik). Laut den Befürwortern einer Umstellung würde es hier über die Jahre also lediglich zu einer Glättung kommen. Die Gewerkschaft signalisierte dennoch bereits Ablehnung gegenüber einer Umstellung.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.