Forschung.

Manche Viren können auch Gutes tun

Dorothee von Laer (Med-Uni Innsbruck).
Dorothee von Laer (Med-Uni Innsbruck).MUI/F. Lechner
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Dorothee von Laer von der Med-Uni Innsbruck erlangte als Coronaforscherin Popularität. Sie will jetzt Viren nutzen, um Krebs zu zerstören und Impfungen gegen HIV und HPV zu entwickeln.

Ein Spruch machte Dorothee von Laer berühmt. In einer ORF-Sendung sagte sie Ende 2021: „Es wird 3-G geben in sechs Monaten. Dann ist man entweder geimpft, genesen oder gestorben.“ Die Pandemie vereinnahmte die gebürtige Hamburgerin (65), kurz nachdem sie sich für Altersteilzeit am Institut für Virologie der Med-Uni Innsbruck entschieden hatte. 2019 kaufte sie einen Hof im Nordburgenland („Dort bekam ich 15 Hektar. In Tirol wären es ums gleiche Geld zwei Hektar geworden“). In Wulkaprodersdorf richtete sie ein Pferdezentrum ein und pendelt jede Woche von Innsbruck. Die 5,5 Stunden im Zug – mit dem Klimaticket – nutzt sie zum Arbeiten.

Ein Zentrum für die Reitkunst

Die Liebe zu Pferden entdeckte sie neu, als ihre drei – nun erwachsenen – Töchter in Hamburg mit dem Reiten anfingen. In Tirol, wo von Laer 2010 als Leiterin des Virologie-Instituts hinzog, „als die Kinder aus dem Haus waren“, hatte sie zwei Pferde, bevor sie sich um ein Anwesen umsah, das man gänzlich der Reitkunst verschreiben kann. Sie wird sich dem Zentrum im Burgenland ab 2024 intensiver widmen, denn Ende 2023 geht die Virologin an der Med-Uni Innsbruck in Pension. Die Forschung ist ihr in die Wiege gelegt: Ihr Vater Klaus Hasselmann, Klimaforscher in Hamburg, erhielt 2021 den Nobelpreis für Physik. „Ich möchte jungen Frauen Mut machen, dass man sich in der Wissenschaft nicht zwischen Kind oder Karriere entscheiden muss“, sagt von Laer, die inzwischen stolze Oma ist. Sie zog ihre drei Töchter mit Unterstützung der Familie auf, von Laer schaffte stets den Spagat zwischen Labor und Kinderzimmer. Heute reist sie so oft wie möglich nach Norddeutschland, wo der Großteil der Familie lebt.

Die Virusforschung begleitet von Laer seit über 30 Jahren. 1994 wurde sie Fachärztin für Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie an der Uni Freiburg, wo sie 1996 habilitierte, bevor sie 2000 an die Universität Frankfurt ging. Im gleichen Jahr gründete sie ihr erstes Unternehmen: Vision 7 setzte auf Gentherapie gegen Viruserkrankungen. Das Team in Deutschland und dann in Österreich arbeitete an Impfstoffen gegen HIV, HPV und das für Babys gefährliche RSV.

Zwei Firmen gegründet

„Wer sich für angewandte Forschung interessiert, kann selbst Gründer werden“, betont von Laer. Sie schuf auch in Tirol ein Unternehmen. Viratherapeutics kämpft gegen Krebs und nutzt Viren als Waffen. Ein harmloses Modellvirus, das sich bevorzugt in Krebszellen vermehrt, wird mit Stoffen beladen. Diese aktivieren unser Immunsystem so, dass es einen Tumor zerstören kann („onkolytisches Virus“). Die Firma für die virusbasierte Immuntherapie gegen Krebs wurde inzwischen an ein großes Pharmaunternehmen verkauft.

Ihre Forschungsgruppe zu Corona arbeitet in Innsbruck fleißig weiter. „Wir haben als Erste gezeigt, dass Omikron die Immunantwort umgeht, die durch frühere Varianten aufgebaut wurde.“ Eine wichtige Publikation war, wie Coronaviren Resistenzen gegen neue Medikamente ausbilden.

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