TV-Notiz

Die Flüchtlingsfrage auf Servus TV: „Um australische Gewässer herum ertrinkt niemand mehr“

Die aktuelle Flüchtlingspolitik führte dazu, dass wir „die tödlichste und sozialdarwinistischste Form“ von Asyl und Flucht haben, argumentierte  Sandra Kostner.
Die aktuelle Flüchtlingspolitik führte dazu, dass wir „die tödlichste und sozialdarwinistischste Form“ von Asyl und Flucht haben, argumentierte  Sandra Kostner.
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Eine Migrationsexpertin, die für und nicht gegen Pushbacks argumentierte, Heinz-Christian Strache und eine Diskussion am Punkt: durchaus spannend, der gestrige „Talk im Hangar“.

Während man im ORF oft die immergleichen Gäste von einem Format ins nächste ziehen sieht, gibt sich Servus TV schon lange etwas, nun ja, mutiger. Weshalb man dort von ungewöhnlich krawalligen Positionen genauso überrascht werden kann wie von geistreichen. Und von Experten, die nicht nur die altbekannten Einschätzungen bringen.

So sah man am Donnerstagabend beim „Talk im Hangar“ etwa eine Migrationsexpertin, die manches anders beurteilte, als man es hierzulande bisher von Expertenseite hörte. Etwa, was ein „Abschrecken“ von Asylsuchenden betrifft. Unter dem Titel „Planlos, kopflos, hilflos: Wie lösen wir die Flüchtlingsfrage?“ waren fünf Gäste geladen, mit großer Bandbreite: vom Salzburger Flüchtlingspfarrer Alois Dürlinger bis zum ehemaligen FPÖ-Vizekanzler Heinz-Christian Strache.

Migrationsforscherin Sandra Kostner jedenfalls brachte Argumente wie jenes, dass die Gestaltung von Asyl und Flucht in Europa derzeit „die tödlichste und sozialdarwinistischste Form“ sei. Weshalb sie, auch wenn das deutliche Nachteile habe, ein Settlement (geregelt in den und um die Fluchtländer) verbunden mit einem sehr restriktiven Vorgehen an den Grenzen sinnvoller fände. Als Beispiel nannte sie Australien, das Flüchtlinge eisern zurückdrängte.

Menschen, die dort aufgegriffen wurden, habe man „auf zwei Inseln kaserniert“, unter menschenunwürdigen Bedingungen. „Die Message: Jeder, der auf diesem Weg kommt, wird nie australischen Boden betreten.“ Wer tatsächlich Schutzstatus bekam, wurde in andere Länder geschickt, nach Kambodscha etwa. „Hartes Vorgehen innerhalb relativ kurzer Zeit schreckt ab“, so Kostner sehr sachlich. Es habe einen hohen humanitären Preis – allerdings für relativ wenige Menschen. „Aber um australische Gewässer herum ertrinkt eben auch niemand mehr. Das muss man vielleicht auch gegenrechnen.“ Außerdem würde in Europa so die Akzeptanz für Migration erhalten bleiben, die sie jetzt bröckeln sieht.

Es war eine spannende Diskussion, die sich aus den Standpunkten der Gäste ergab, von Moderator Michael Fleischhacker geschickt am Punkt gehalten: Es ging tatsächlich um Lösungsansätze für die Flüchtlingsfrage. Und die humanitären Argumente, die diese begleiten (vorgebracht vor allem vom Flüchtlingspfarrer und dem Klubobmann der Tiroler Grünen, Gebi Mair). Wobei der Punkt der (Nicht-)Vergleichbarkeit der geografischen Lage Australiens und Europas zwar angeschnitten, aber nicht lange besprochen wurde.

Die Gäste bei Michael Fleischhacker:

  • Heinz-Christian Strache, Ex-FPÖ-Vizekanzler und jetzige Unternehmensberater
  • Gebi Mair, Klubobmann der Tiroler Grünen
  • Migrationsforscherin Sandra Kostner
  • Journalist David Rohde
  • Flüchtlingspfarrer Alois Dürlinger

>> Die Sendung zum Nachschauen

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