Herbstlohnrunde

Metaller starten in die Verhandlung

Die Löhne der Metallarbeiter dürften per November kräftig steigen.
Die Löhne der Metallarbeiter dürften per November kräftig steigen. Jeff Mangione
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Löhne. Am heutigen Montag findet die erste Gesprächsrunde in der Metaller- lohnrunde statt. Die Verhandler stecken in einem Dilemma.

Wien. Lohnforderungen der Gewerkschaft zu kommentieren, das gehört sich nicht. Auch Arbeits- und Wirtschaftsminister Martin Kocher ließ sich am Sonntag zu keinem Kommentar hinreißen. Es sei klar, dass es eine schwierige Lohnrunde sei und dass es unterschiedliche Sichtweisen gebe, sagte er in der ORF-„Pressestunde“ lediglich.

Am heutigen Montag startet die erste Gesprächsrunde in der Metalllerlohnrunde. Die Gewerkschaften fordern eine Lohnerhöhung um 11,6 Prozent für die 200.000 Beschäftigten in der Metallindustrie. Das teilten sie den Arbeitgebern vorige Woche mit. Die finden das „überzogen“. Die Verhandlungen dürften schwierig werden. Wenn es seitens der Regierung gewisse Dinge brauche, um die Lohnverhandlungen zu unterstützen, werde man unterstützen, sagte Kocher. „Ein solcher Wunsch muss aber von den Sozialpartnern kommen.“ Der Finanzminister sei auch heuer bereit, über steuerfreie Einmalzahlungen zu sprechen. Das müsse sich aber im Verhandlungsergebnis niederschlagen, sagte Kocher.

Mehr Urlaub gefordert

Bisher haben sich die Gewerkschaften Pro-Ge und GPA von solchen Vorschlägen unbeeindruckt gezeigt. Sie fordern zumindest die Abgeltung der Inflation der zurückliegenden zwölf Monate, das sind 9,6 Prozent. Nach außen treten die Gewerkschaften geschlossen für die gesamte Branche auf. Tatsächlich unterteilt sich die Metallindustrie in sechs Fachverbände, die jeweils separat verhandeln. Der größte ist mit 137.000 Beschäftigten die metalltechnische Industrie. Ihre Vertreter treffen am heutigen Montag die Gewerkschaft. Am 10. Oktober verhandeln die Gas- und Wärmeversorger, am 11. Bergbau-Stahl und die Fahrzeugindustrie. Am 17. Oktober startet die Gießereiindustrie und am 19. die Nichteisen-Metallindustrie. Die Lohnforderung der Gewerkschaft liegt in allen sechs Fachverbänden gleich hoch mit 11,6 Prozent.

Darüber hinaus fordert die Gewerkschaft Verbesserungen im Rahmenrecht. Beschäftigte sollen das Recht erhalten, Teile der vereinbarten Lohnerhöhungen in zusätzliche Freizeit umzuwandeln. Außerdem wollen die Arbeitnehmervertreter über eine leichtere Erreichbarkeit der sechsten Urlaubswoche verhandeln. Laut der derzeitigen Regelung muss man zumindest 25 Jahre durchgehend beim selben Dienstgeber beschäftigt sein, um in den Genuss einer sechsten Urlaubswoche zu kommen. Das sei für die meisten Arbeitnehmer unerreichbar. Schließlich will die Gewerkschaft mehr Geld für Junge. Lehrlinge sollen nach dem Lehrabschluss beim Gehalt mit den Absolventen von höheren berufsbildenden Schulen gleichgestellt werden. Derzeit betrage der Einkommensunterschied in der Grundstufe 390 Euro. Rund 8000 Lehrlinge sind in der Metallindustrie beschäftigt.

Kaufkraft und höhere Kosten

Die Arbeitgebervertreter in der Metallindustrie konterten den Forderungskatalog vorige Woche damit, dass es heuer „sehr wenig Spielraum“ in den Lohnverhandlungen gebe. Sie verweisen auf deutliche Rückgänge bei den Auftragseingängen und in der Produktion. Eine Lohn- und Gehaltserhöhung um 11,6 Prozent sei nicht umsetzbar, sagte Christian Knill, Obmann des Fachverbands Metalltechnische Industrie. Ein Prozent Lohnerhöhung verursache in der Branche 100 Millionen Euro höhere Kosten.

Fiskalratspräsident Christoph Badelt sprach am Sonntag im ORF von einem „Dilemma“: Es sei klar, dass die Arbeitnehmer für den Ausgleich des Reallohnverlusts kämpften. Ein Ausgleich sei positiv für die Kaufkraft und für die Wirtschaft, vor allem wenn diese wie derzeit schwächle. Auf der anderen Seite seien die Löhne ein starker Kostenfaktor. Experten hatten zuvor Befürchtungen geäußert, dass starke Lohnsteigerungen die ohnehin hohe Inflation weiter treiben. Dieses Problem sehe er in der Metallindustrie weniger als im Bereich der Dienstleistungen, sagte Badelt. Wenn man allerdings davon ausgehe, dass sich andere Branchen an den Metallerlohnabschlüssen orientieren, müsse man da schon vorsichtiger sein. In der Industrie sei schon ein Abschwung gegeben. „Sie werden“, sagte Badelt, „hier keine ideale Lösung finden.“

Auf einen Blick

Die Metallindustrie beschäftigt in Österreich rund 200.000 Menschen. Der größte Fachverband ist mit rund 137.000 Beschäftigten die metalltechnische Industrie. Daneben gibt es die Gas- und Wärmeversorgungsunternehmen, Bergbau-Stahl, Fahrzeugindustrie, Gießereiindustrie und Nichteisen-Metallindustrie. Die Gewerkschaft fordert für alle Beschäftigten in der Metallindustrie 11,6 Prozent Lohnerhöhung.

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