Morgenglosse

Mit diesem Papst ist nicht zu spaßen

Papst Franziskus wird am Mittwoch die erste Synode mit Beteiligung von Laien (auch Frauen) eröffnen, die Stimmrecht haben.
Papst Franziskus wird am Mittwoch die erste Synode mit Beteiligung von Laien (auch Frauen) eröffnen, die Stimmrecht haben. Imago / Massimo Valicchia
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Papst Franziskus eröffnet heute, Mittwoch, im Vatikan die brisanteste Bischofssynode seit es diese Treffen im Vatikan gibt. Und auf die seine Kirche seit 2021 hinarbeitet. Kurz davor hat er Kritiker an ihm abgekanzelt. Für Spannung ist gesorgt.

Dieser Mittwoch-Termin fällt unter die Kategorie von Ereignissen, die gerne durch die Formulierung „mit Spannung erwartet“ einbegleitet werden. Bis Ende Oktober findet die Bischofssynode zum Thema „Für eine synodale Kirche – Gemeinschaft, Teilhabe und Mission“ statt. Bitte nicht gähnen! Hinter dem unverständlichen bis sperrigen, jedenfalls harmlosen Titel verbirgt sich jede Menge Brisanz.

Denn allein die Zusammensetzung der 365 stimmberechtigten Mitglieder an diesem Treffen bricht mit katholischen Traditionen. Die Bischofsssynode besteht nicht nur aus Bischöfen, auch aus Laien – darunter, kaum zu glauben, befinden sich Frauen. Wenn auch nur 27! Ja, ja dazu kommen noch einmal 27 Ordensfrauen. Was den Anteil weiblicher Stimmberechtigter auf schwindelerregende (Achtung, Ironie) 15 Prozent in die Höhe treibt.

Ein Mini-Konzil

Im Grunde geht es bei der Veranstaltung, die bis Ende des Monats dauert und im nächsten Jahr im Oktober ihren Abschluss finden soll, um den Zukunfts-Kurs der Kirche. Wer diesen Kurs wie bestimmt. Der Papst alleine mit der vatikanischen Kurie, so wie bisher, oder unter Einbindung aller Kirchenteile. So gesehen kann dieses beginnende Kirchen-Treffen in der großen Audienzhalle nächst Sankt Peter als Mini-Konzil verstanden werden – und, wenn es denn funktioniert, als Beispiel für künftige Veranstaltungen, in denen wichtige Fragen entscheidungsreif gemacht werden können. Formal wird die Letztentscheidung dann wohl trotzdem noch beim Papst liegen.

Apropos Papst: Einen Tag vor Beginn hat Franziskus eine Maßregelung an Kritikern öffentlich machen lassen. Fünf ultrakonservative Kardinäle, Durchschnittsalter 86 Jahre, hatten Fragen an Papst und Glaubenskongregation gerichtet. Sie begehrten unter anderem Auskunft darüber, ob die Priesterweihe für Frauen und die Segnung homosexueller Partnerschaften auch künftig verboten bleiben.

„Nachhilfeunterricht für Kardinäle“

Der Papst antwortete nicht mit Ja oder Nein sondern mit längeren grundsätzlichen theologischen Ausführungen. Die Sorge des Kardinals-Quintetts wegen einer Neuinterpretation göttlicher Vorgaben versucht Franziskus auszuräumen. Er verweist auf die notwendige Auslegung der Bibel im jeweiligen kulturellen und historischen Kontext. Dabei lässt er es sich nicht nehmen, frühere kirchliche/päpstliche Texte zum Gutheißen von Sklaverei oder über Rolle und Wesen von Frauen als Beispiele anzuführen.

Stilistisch wirke die Antwort des Papstes wie ein „dogmatischer Nachhilfeunterricht“ in Sachen Zweites Vatikanisches Konzil für die Kardinäle, meint der Salzburger Theologe Gregor Maria Hoffer. Mit diesem Papst ist nicht zu spaßen.

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