Umfrage

Elon Musk sorgt für Chaos: Zahlreiche Firmen könnten X den Rücken kehren

Milliardär und Unternehmer Elon Musk gerät für seine zunehmenden politischen Äußerungen unter Druck.
Milliardär und Unternehmer Elon Musk gerät für seine zunehmenden politischen Äußerungen unter Druck.APA / AFP / Alain Jocard
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Elon Musk gerät für seine zunehmenden politischen Äußerungen unter Druck. Bei 21 Prozent der in Deutschland befragten Unternehmen mit einem X-Nutzerkonto stehe dessen Löschung zur Diskussion.

Wegen der chaotischen Zustände beim Kurznachrichtendienst X denken zahlreiche Firmen einer Umfrage zufolge über einen Komplett-Rückzug von der Plattform nach. Bei 21 Prozent der befragten Unternehmen mit einem X-Nutzerkonto stehe dessen Löschung zur Diskussion, ergab eine am Mittwoch veröffentlichte repräsentative Erhebung des Digitalverbands Bitkom.

Etwa zwei Drittel von ihnen planten diesen Schritt im laufenden oder kommenden Jahr. Für die übrigen der rund 192 befragten Firmen mit eigenem X-Profil sei eine Löschung dagegen kein Thema oder sie machten keine Angaben. Allerdings haben fast die Hälfte ihre Beiträge reduziert oder ganz eingestellt. Die Bundesregierung will an ihrer Präsenz aber noch festhalten.

Musk wegen politischer Äußerungen unter Druck

Milliardär und Unternehmer Elon Musk gerät unter Druck für seine zunehmenden politischen Äußerungen auf seiner gekauften Plattform X. Kritiker werfen Musk, der mehr als 158 Millionen Follower hat, eine Unterstützung für rechtsradikale Positionen vor. Ein Regierungssprecher sagte am Mittwoch in Berlin, dass der Kampf gegen Antisemitismus in all seinen Formen für die Regierung sehr wichtig sei. „Die Bundesregierung nimmt öffentliche Äußerungen des X-Eigentümers in dieser Hinsicht mit Besorgnis zur Kenntnis“, fügte er hinzu. Man werde die Vorgänge um die Plattform X „sehr aufmerksam“ verfolgen, habe aber keine Entscheidung getroffen, dass die Ministerien dort nicht mehr vertreten sein sollen. „Im Moment ist so, dass wir diese Plattform noch nutzen“, sagte der Sprecher. Musk selbst hatte sich in einer Diskussionsveranstaltung mit jüdischen Vertretern vor wenigen Tagen entschieden gegen den Vorwurf des Antisemitismus gewehrt.

162 Rabbiner und jüdische Persönlichkeiten forderten in einer auf X verbreiteten Erklärung Unternehmen dennoch auf, ihre Werbung auf der Plattform zu stoppen, weil Musk mehr Verhetzung auf X erlaube. Direkt an Musk gerichtete Appelle hätten nichts bewirkt. Daher sei es nun an der Zeit, Druck von außen aufzubauen und „ihn dort zu treffen, wo es wehtut“. Ein Boykott sei die einzige effektive Maßnahme, schrieben sie. Konkret werden in dem Aufruf Disney, Amazon, Apple und andere große Werbekunden erwähnt. Auch müssten Apple und Google die X-App aus der Liste ihrer Angebote entfernen, fordern die Unterzeichner.

Musk hatten sich in den vergangenen Tagen in die Migrationsdebatte sowohl in den USA als auch in Europa eingemischt und etwa einen Wahlaufruf für die AfD geteilt. Besonders umstritten ist aber, dass er die Abteilungen bei X drastisch reduziert hat, die etwa Haßnachrichten oder rechtsextreme Inhalte kontrolliert und aussortiert haben. Musk hatte X in den vergangenen Monaten umgekrempelt und einen Großteil der Beschäftigten entlassen.

Deutlich weniger Anzeigen geschaltet

Dies führt laut der Bitkom-Umfrage nun zu Reaktionen bei Firmen. „Der Anstieg von Fake News, die Zunahme von Hate-Speech oder die Äußerung teils extremer politischer Haltungen haben bei vielen Unternehmen offenbar zu massiver Verunsicherung geführt“, sagte Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. Daher schalteten 36 Prozent der insgesamt mehr als 600 Unternehmen ab 20 Beschäftigten, die an der Umfrage teilgenommen hätten, weniger oder keine Anzeigen mehr auf X. 29 Prozent hätten aber bereits vor der Übernahme der Plattform durch Musk vor etwa einem Jahr dort keine Werbung gemacht.

Darüber hinaus war mehr als die Hälfte der Befragten der Meinung, deutsche Firmen sollten sich von X fernhalten, weil die Plattform die Spaltung der Gesellschaft fördere. Fast drei Viertel plädierten für eine strengere Regulierung des Kurznachrichtendienstes. (APA)

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