Nach kanadischem Vorbild

Wie Österreich mehr Arbeitskräfte aus dem Ausland holen möchte

Toronto bietet Neuankömmlingen verschiedene Aktivitäten und Beratungsangebote. Die Verleihung der kanadischen Staatsbürgerschaft passiert im Rahmen einer großen Zeremonie.
Toronto bietet Neuankömmlingen verschiedene Aktivitäten und Beratungsangebote. Die Verleihung der kanadischen Staatsbürgerschaft passiert im Rahmen einer großen Zeremonie. Steve Russell
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Wie kann Österreich als Ziel für internationale Arbeitskräfte attraktiv werden? Integrationsministerin Susanne Raab reiste vergangene Woche nach Kanada – in jenes Land, das als Vorbild dienen soll, obwohl es doch ganz andere Voraussetzungen hat.

Die österreichische Delegation sitzt in einem Besprechungszimmer in einem Außenbezirk von Toronto und wartet. Die Kugelschreiber schweben schon über dem Papier – das internationale Zeichen, dass es jetzt losgehen kann. Die Kanadierin, die über die Arbeit von Costi, einer Art Arbeitsmarktservice (AMS) in der Provinz Ontario, erzählen soll, bittet aber noch um etwas Geduld. Zuerst möchte sie noch erklären: Man sei sich bewusst, dass das Land, auf dem man lebt, einem nicht gehöre, dass man nur eingewandert sei, in dieses Land, das den First Nation People, also den indigenen Völkern, angestammt war. Obwohl der eigentliche Vortrag erst nach diesen Eröffnungsworten startet, ist damit schon die Grundlage erklärt, warum Kanada bei Einwanderern aus aller Welt so beliebt ist: Die Kanadier verstehen sich fast alle als Einwanderer, als Konglomerat verschiedener Kulturen.

Die Österreicher mit den Kugelschreibern in der Hand, das sind Integrationsministerin Susanne Raab (ÖVP) und einige Mitarbeiter aus Kabinett und Ministerium sowie dem Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF). Sie sind hier, um sich anzuschauen, wie Kanada es anstellt, dass internationale Arbeitskräfte gerade dorthin wollen. Österreich brauchte diese Arbeitskräfte selbst dringend, in vielen Berufsfeldern von Pflege bis Tourismus herrscht ein akuter Mangel. „Wir haben die falsche Zuwanderung nach Österreich. Statt illegaler Zuwanderung in unser Sozialsystem brauchen wir legale Zuwanderung in unseren Arbeitsmarkt“, sagt Raab. Um die „unerwünschte“ Art der Migration zu verringern, liebäugeln Raab und Kanzler Karl Nehammer bekanntlich mit Modellen, die vorsehen, dass Zuwanderer Sozialhilfen im vollen Umfang erst nach einer gewissen Wartefrist bekommen. Wie aber den zweiten Teil des Unterfangens angehen und die erwünschten Arbeitskräfte nach Österreich bekommen? Das will man sich nun von den Kanadiern zeigen lassen.

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