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Elon Musks X ertrinkt in Falschinformationen zum Angriff auf Israel

Musk (hier in der Bildmitte bei einem Besuch der Grenze zwischen den USA und Mexiko Ende September) war aus einer Vereinbarung für den Umgang mit Falschinformationen zwischen der EU und großen Onlinediensten ausgestiegen.
Musk (hier in der Bildmitte bei einem Besuch der Grenze zwischen den USA und Mexiko Ende September) war aus einer Vereinbarung für den Umgang mit Falschinformationen zwischen der EU und großen Onlinediensten ausgestiegen. John Moore
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Unzählige manipulierte Bilder, Dutzende Fehlmeldungen: X, ehemals Twitter, beherbergt den größten Anteil an Falschinformationen unter den großen sozialen Plattformen. Die EU-Kommission hat Elon Musk nun wegen Verbreitung von „Falschinformationen“ verwarnt.

„Breaking News“ über einen angeblichen Atomschlag, zig Bilder getöteter Zivilistinnen und Zivilisten, Videos von Geiselnahmen: Seit dem Angriff auf Israel der terroristischen Hamas am Samstag werden soziale Medien mit brutalen Aufnahmen überschwemmt. Auf X teilen Hunderte Accounts die Bilder von Israelis, die mutmaßlich binnen weniger Stunden ermordet wurden. In den Kommentarspalten wird mehrfach vor manipuliertem und bearbeitetem Material gewarnt, viele Bilder seien Teil einer Kampagne, heißt es. Man wolle so Angst unter den Israelis schüren. Einige Konten behaupten gar, im Auftrag der Terrororganisation Hamas zu arbeiten.

Vor etwa einem Jahr hat Elon Musk die Plattform Twitter übernommen und später in X unbenannt. Neue Funktionen und eine massiv verkleinerte Belegschaft sollen die Plattform profitabler machen. Stark beschnitten wurde vor allem das Moderationsteam der Plattform, jene Menschen, die Material sichten und Falschinformationen sowie Gewalttätiges aussortieren. Die Folgen sind aktuell deutlich spürbar. Auch wenn die Verbreitung von Fehlinformationen zwischen israelischen und palästinensischen Gruppen nicht neu ist, kommt es aktuell Desinformationsexpertinnen und Faktenprüfern zufolge vermehrt zu falschen Behauptungen und verschwörungstheoretischen Erzählsträngen. 

EU-Kommission schaltet sich ein

Auch die „New York Times“ hat festgestellt, dass X von Fehlinformationen geflutet wird. Sie hat Bilder und Videos gesichtet, etliche davon stellten sich als manipuliert oder bearbeitet heraus, schreibt die Zeitung. Israelis würden sich inzwischen auch via WhatsApp davor warnen, auf die Social-Media-Plattform zu schauen. Nicht zuletzt, weil die brutalen Aufnahmen oft automatisch und ohne Vorwarnung abgespielt werden.

Mittlerweile hat sich obendrein die EU-Kommission zu Wort gemeldet. Sie hat Musk wegen „Verbreitung von illegalen Inhalten“ und „Falschinformationen“ in seinem Onlinedienst X mittels Brief verwarnt. Eine Auswertung seitens der Kommission war kürzlich zu dem Schluss gekommen, dass es unter den großen Onlineplattformen bei X den größten Anteil an Falschinformationen gibt.

Der Brief an Elon Musk
Der Brief an Elon MuskEU-Kommission

Wegen des Anstiegs illegaler und menschenfeindlicher Inhalte hat sich am Mittwoch die Antidiskriminierungsstelle Deutschlands von der Plattform zurückgezogen. X sei „für das Profil einer öffentlichen Stelle aus unserer Sicht kein tragbares Umfeld mehr“, heißt es im letzten Thread des Accounts. Zuvor hatten bereits zahlreiche Prominente dem Onlinedienst den Rücken gekehrt.

Der letzter Thread der Antidiskriminierungsstelel Deutschlands
Der letzter Thread der Antidiskriminierungsstelel DeutschlandsScreenshot Twitter/@ADS_Bund

Musk drohen Konsequenzen

EU-Digitalkommissar Thierry Breton setzte Musk am Dienstag eine Frist von 24 Stunden und drohte mit möglichen Sanktionen, wie aus dem Schreiben hervorging. Er solle innerhalb von 24 Stunden Kontakt zu den „relevanten Strafverfolgungsbehörden“ aufnehmen. „Nach den Terrorangriffen der Hamas auf Israel verfügen wir über Hinweise, wonach Ihre Plattform zur Verbreitung illegaler Inhalte und von Falschinformationen in der EU verwendet wird“, erklärte Breton in dem Schreiben. 

Zuvor war Musk war aus einer Vereinbarung für den Umgang mit Falschinformationen zwischen der EU und großen Onlinediensten ausgestiegen. Zudem sorgt er immer wieder persönlich für die Stärkung zweifelhafter Accounts. Jüngst empfahl er, einem Account zu folgen, um sich über die Eskalation in Israel zu informieren, der antisemitische Inhalte verbreitet. Später löschte Musk den Tweet. (APA/red.)

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