Wien

War Nachbar Caritas zu unattraktiv? Erzdiözese schockt Eltern und schließt Volksschule

Die Waldklosterschule in Wien-Favoriten schließt Ende August 2024
Die Waldklosterschule in Wien-Favoriten schließt Ende August 2024Caio Kauffmann
  • Drucken

Das Schulamt der Erzdiözese Wien schockiert Eltern, Kinder und Pädagoginnen einer ihrer Privatschulen. Kurz nach Schulbeginn wird angekündigt: Die Waldklosterschule in Favoriten hört nächstes Jahr zu bestehen auf.

Ist es der Sparkurs, den Kardinal Christoph Schönborn der Erzdiözese Wien wegen eines Millionen-Defizits veranlasst hat? Ist es der deutliche Rückgang an Katholiken, auch und besonders in Wien-Favoriten? Ist es die Konkurrenz durch einen modernen Bildungscampus der Stadt Wien? Ist es der Nachbar, die Caritas mit einer Essensausgabe für Bedürftige, die den Standort für Eltern weniger attraktiv macht?

Es ist wohl eine Mischung aus allem. Die dazu führt, dass die Erzdiözese Wien ihre Volksschule Waldkloster im 10. Bezirk schließen wird – und das mit einem Schlag und für immer ab dem 31. August 2024. Die Entscheidung haben die Eltern in einem Brief der Schulamtsleitung knapp nach Beginn des aktuellen Schuljahrs erfahren.

„Eine sehr belastende Nachricht“

„Wir wissen, dass das für die meisten von Ihnen eine sehr belastende Nachricht ist“, heißt es in dem Schreiben, das der „Presse“ vorliegt. Die Entscheidung der Erzdiözese sorgt bei nicht wenigen Eltern für Umut und Unverständnis.

»Natürlich bedauern wir das. Das war keine leichte Entscheidung.“«

Andrea Pinz

Schulamts-Leiterin der Erzdiözese Wien

Andrea Pinz, Leiter des Schulamts der Erzdiözese Wien, erklärt im Gespräch mit der „Presse“: „Natürlich bedauern wir das. Das war keine leichte Entscheidung. So etwas ist immer mit Spannungen verbunden. Aber wir sind hoch bemüht, für alle eine Lösung zu finden. Das läuft schon sehr geordnet über die Bühne. Unsere Rückmeldungen sind so, dass die Eltern Stabilität für ihre Kinder wollen.“

Und die sei garantiert. Betroffen sind 128 Schüler. Fünf der sechs Klassen sollen samt Pädagoginnen in andere katholische Schulen. Die Wanderklassen übersiedeln in die Alxingergasse im selben Bezirk , in die Burggasse und auf den Rennweg ins Sacre Coeur.

„Schreckt Eltern ab“

Aber warum die spontane Schließung? Andrea Pinz stellt finanzielle Überlegungen in Abrede. Sie meint: „Wir bemühen uns seit Jahren, den Standort gut weiterzuentwickeln. Aber die zweite Hälfte der Liegenschaftr, die nicht uns gehört, ist in keinem einladenden Zustand und schreckt Eltern ab.“ Seit der Absiedlung eines Caritas-Pfegeheims 2016 habe die Schule sehr gelitten. Derzeit ist dort eine LEO-Ausgabe der Caritas untergebracht (Rest-Lebensmittel aus Supermärkten werden an sozial Bedürftige ausgegeben). Laut Andreas Pinz seien auch mobile WCs neben der Schule gestanden, die zusätzlich das Bild getrübt hätten.

Die Lebensmittel-Ausgabestelle LEO der Caritas, eine von 15 in Wien und NIederösterreich neben der Volksschule.
Die Lebensmittel-Ausgabestelle LEO der Caritas, eine von 15 in Wien und NIederösterreich neben der Volksschule.Caio Kauffmann

Die Caritas selbst erklärt auf „Presse“-Anfrage, der Teil, auf dem die LEO-Ausgabe dreimal pro Woche stattfindet, gehöre nicht der Caritas, sondern der Stiftung Liebenau. Diese private Stiftung plane an dem Standort ein Pflegewohnhaus zu bauen. Die Caritas sei nur Mieterin, befristet für die nächsten drei Jahre. 

Wie auch immer, die Entscheidung zur Schließung der Schule ist gefallen. Amtsleiterin Andrea Pinz: „Ich bin zuversichtlich, dass wir für jedes Kind eine gute Lösung finden werden.“

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.