Konjunkturprognosen

Notenbankchef Holzmann zweifelt Rechenmodelle der EZB an: „Ich bin mir da nicht so sicher“

Notenbankchef Robert Holzmann
Notenbankchef Robert HolzmannReuters / Lisa Leutner
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Dem Währungshüter zufolge wird das Inflationsziel von zwei Prozent nur mit einer Rezession erreicht, „die über das hinausgeht, was wir uns derzeit vorstellen“.

Österreichs Notenbankchef Robert Holzmann geht als Ratsmitglied der Europäischen Zentralbank (EZB) mit dieser selbst ins Gericht, indem er ihre Konjunkturprognosen und die darin enthaltenen Prognosen für die Inflation anzweifelt. „Man behauptet, die Prognosemodelle hätten sich verbessert und seien deshalb korrekter geworden - ich bin mir da nicht so sicher“, erklärte er am Donnerstag im marokkanischen Marrakesch, wo er an den Tagungen von Internationalem Währungsfonds und Weltbank teilnimmt. Strukturelle Veränderungen würden von den Modellen nicht richtig widergespiegelt. Projektionen für „ein Jahr - schön und gut, aber was in zwei oder drei Jahren auf der Basis dieser Modelle passiert, da bin ich immer etwas vorsichtig“, sagte er dort laut einem Bericht der Finanznachrichtenagentur Bloomberg.

Die jüngsten EZB-Konjunkturprognosen vom September signalisieren, dass die Teuerung im Euroraum in der zweiten Hälfte des Jahres 2025 wieder das Zielniveau von zwei Prozent erreichen wird. Holzmann ließ indessen Skepsis erkennen.

Für die EZB gibt es seiner Einschätzung nach keinen einfachen Weg, die Inflation im Euroraum wieder auf ihr Zwei-Prozent-Ziel zu drücken. „Der Arbeitsmarkt und der Klimawandel sind zwei wichtige aktuelle und künftige Triebkräfte für uns, die es meiner Meinung nach sehr, sehr schwierig machen werden, zu den zwei Prozent zurückzukehren“, so Holzmann. „Wenn dies geschieht, dann mit einer Rezession, die über das hinausgeht, was wir uns derzeit vorstellen“.

Plädoyer für sanfte Landung

Indes plädiert Frankreichs Notenbank-Chef Francois Villeroy de Galhau dafür, dass die EZB eine sanfte Landung der Wirtschaft des Euro-Raums anstrebt. „Wenn wir einem geldpolitischen Pfad folgen können, der eine sanfte Landung gewährleistet, ist das ein viel besserer Weg für unsere Mitbürger“, sagte das EZB-Ratsmitglied gestern.

Geldpolitische Geduld sei zudem wichtiger als Aktivismus, merkte er an. Die EZB hat im Kampf gegen die Inflation die Zinsen bereits zehn Mal in Serie angehoben - zuletzt im September um einen viertel Prozentpunkt. Der am Finanzmarkt richtungsweisende Einlagensatz, den Geldhäuser für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten, liegt inzwischen bei 4,00 Prozent. Das ist das höchste Niveau seit dem Start der Währungsunion 1999. Die nächste Zinssitzung der Währungshüter ist am 26. Oktober. (Bloomberg/Apa/est)

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