Verleihung

Csoklich-Preis für Haltung und Weltoffenheit

Der Demokratiepreis ging an Dževad Karahasan. Er steht für Werte, die auch Fritz Csoklich vertrat.

In Zeiten wie diesen bräuchte es noch mehr Leute wie ihn: Fritz Csoklich (1929–2009), der als Journalist und 35 Jahre lang auch als Chefredakteur der „Kleinen Zeitung“ gegen Polarisierung, gegen Spaltungen in der Gesellschaft angeschrieben hat. Weltoffen und besonnen, handelte er mit dem Mut der Überzeugung, das Richtige zu tun. So war Csoklich etwa einer der maßgeblichen Betreiber hinter dem Rundfunk-Volksbegehren des Jahres 1964 – es ging darum, den ORF dem Würgegriff der politischen Direktinterventionen zu entziehen und zu einem unabhängigen Medium zu machen.

Csoklich war es auch, der, getragen von seiner Überzeugung als engagierter Katholik, die Hand dort ausstreckte, wo andere sich längst wegdrehten. Etwa, indem er mitten im Kalten Krieg Kontakt zu Dissidenten jenseits des Eisernen Vorhangs hielt, ihnen in Zeiten, in denen man sie mundtot machen wollte, eine Stimme gab. Als Würdigung für einen, dessen Lebenswerk von Mut, Courage und einer zutiefst demokratischen Gesinnung geprägt war, haben Styria Media AG und „Kleine Zeitung“ 2019 den Fritz-Csoklich-Demokratiepreis für Haltung, Demokratie, Werte und Weltoffenheit ins Leben gerufen.

Donnerstagabend wurde dieser Preis zum dritten Mal vergeben. Nach Arik Brauer (2019) und den belarussischen Bürgerrechtlerinnen Swjatlana Zichanouskaja, Maryja Kalesnikawa und Weranika Zepkala (2021) wurde der bosnisch-herzegowinische Schriftsteller und Literaturwissenschaftler Dževad Karahasan für sein leidenschaftliches Eintreten für Toleranz und Humanität ausgezeichnet. Posthum, denn Karahasan starb am 19. Mai 2023 in Graz. Nicht in Sarajewo, seiner Herzensstadt.

Karahasans Liebe zu Sarajewo

Sarajewo stand und steht für die Mehrstimmigkeit, die Diversität, die auch Karahasan gelebt hat. Am 25. Jänner 1953 als Sohn muslimischer Eltern in Duvno geboren, erhielt er seine erste prägende Bildung von Franziskaner-Patern, die ihn nach der Schule in Philosophie, Latein und Griechisch unterrichteten. Was ihn auszeichnete, war sein Interesse am Dialog mit Menschen, seine Neugier für unterschiedliche Standpunkte. „Er war ein Mensch, der das Gespräch mit fragenden Menschen liebte“, sagt eine seiner Dissertantinnen in einem Video über Karahasan, das bei der Preisverleihung gezeigt wurde.

Mile Babić, der als Karahasans bester Freund und in Vertretung von dessen Witwe den Preis entgegennahm, beschreibt dessen Liebe zum Dialog mit Andersdenkenden so: „Er wurde durch unsere Freundschaft ein besserer Muslim. Und ich ein besserer Katholik.“ Auch wer Karahasan selbst nie getroffen hat, bekam so einen Eindruck von seiner herausragenden Persönlichkeit.

Styria-Vorstandsvorsitzender Markus Mair erinnerte in seiner Rede an die Bedeutung einer starken, unabhängigen Medienlandschaft. Kritische Geister wie Karahasan seien wichtig für das Funktionieren der Demokratie. Zur Preisverleihung kamen neben Laudator Karl Markus Gauß u. a. Justizministerin Alma Zadić, Staatssekretärin Claudia Plakolm, die Grazer Gemeinderätin Claudia Unger, Caritas-Präsident Michael Landau, VfGH-Präsident Christoph Grabenwarter und Johanna Rachinger als Gastgeberin des Abends in der Nationalbibliothek. (i. w.)

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