Kunstwerte

Von den Nazis geraubt, nach Jahrzehnten restituiert – und bald zu ersteigern

Schieles „Ich liebe Gegensätze“ soll 1,5 bis 2,5 Millionen Dollar wert sein.
Schieles „Ich liebe Gegensätze“ soll 1,5 bis 2,5 Millionen Dollar wert sein.APA / AFP / -
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Sechs Papierarbeiten von Egon Schiele, die eben erst an die Erben nach Grünbaum ­restituiert wurden, kommen im November bei Christie’s in New York zur Auktion.

Das ging ja flott. Vor drei Wochen wurden sieben Papierarbeiten von Egon Schiele an die Erben nach Fritz Grünbaum restituiert. Die Staatsanwaltschaft Manhattan lud zu einer öffentlichkeitswirksamen Übergabe. Kaum übergeben, landen sechs davon schon wieder bei Christie’s zur Versteigerung. Die siebente Arbeit wurde von den Erben bereits verkauft.

Konkret handelt es sich um die drei Aquarelle „Stehende Frau (Dirne)“ von 1912 und „Selbstbildnis“ von 1910, die jeweils auf ein bis zwei Millionen Dollar geschätzt werden, sowie „Ich liebe Gegensätze“, das 1,5 bis 2,5 Millionen Dollar wert sein soll. Sie kommen am 9. November beim 20th Century Evening Sale in New York zum Aufruf. Am 11. November folgen bei der Auktion Impressionist and Modern Works on Paper „Knabenbildnis (Herbert Reiner)“ (500.000 bis 800.000 Dollar), „Bildnis Edith Schiele“ (150.000 bis 250.000 Dollar) sowie „Sitzende Frau“ (600.000 bis 900.000 Dollar). Vier der Werke stammen laut Artnet aus den New Yorker Museen Moma und Morgan Library & Museum sowie dem Santa Barbara Museum of Art. Die restlichen drei befanden sich in zwei Privatsammlungen: in der Neuen Galerie von Ronald Lauder und dem Trust des Kunsthändlers Serge Sabarsky. Lauder sorgte einst für Schlagzeilen, als er die aus dem Belvedere restituierte „Goldene Adele“ um 135 Millionen Dollar kaufte. Die Hälfte des Erlöses fließt in die Grünbaum Fischer Foundation, die junge Musiker unterstützt. Die andere Hälfte geht an einen weiteren Nachkommen Grünbaums.

Reihe von Klagen

Laut Artnet versteigerte Christie’s bereits letzten November zwei Werke von Schiele, die die Erben nach Grünbaum durch eine Klage gegen den Londoner Kunsthändler Richard Nagy zurückerhalten hatten. „Frau mit schwarzer Schürze“ und „Frau, das Gesicht verbergend“ erzielten 504.000 respektive 2,5 Millionen Dollar.

Die Erben nach Grünbaum haben bereits viele Klagen gegen Institutionen und Privatsammler angestrengt, um die einst im Besitz des jüdischen Kabarettisten befindlichen Schiele-Werke zurückzubekommen. Grünbaum war 1938 ins Konzentrationslager Dachau deportiert worden, wo er gezwungen wurde, eine Vollmacht zur Abtretung seiner Kunstsammlung zu unterschreiben. Auch die Republik Österreich war von Klagen betroffen. Es handelte sich dabei um zwölf Schiele-Arbeiten, die sich in der Albertina und im Leopold-Museum befinden. Die damals mit dem Fall befassten Rückgabekommissionen haben eine Restitution nach eingehender Prüfung aber abgelehnt.

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