Israel

Kardinal würde sich im Austausch gegen Geiseln der Hamas stellen

Kardinal Pizzaballa (dritter von links) im Gespräch mit der französischen Außenministerin Catherine Colonna (zweite von rechts) in Tel Aviv am Sonntag.
Kardinal Pizzaballa (dritter von links) im Gespräch mit der französischen Außenministerin Catherine Colonna (zweite von rechts) in Tel Aviv am Sonntag.APA / AFP / Alain Jocard
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Der Patriarch von Jerusalem Pierbattista Pizzaballa würde selbst als Geisel fungieren, sollten dadurch „Kinder frei kommen“. Die Kirche stand zuletzt in der Kritik, den Terrorangriff der Hamas nicht eindeutig kritisiert zu haben. Den Vorwürfen trat der Kardinal entschieden entgegen.

Kardinal Pierbattista Pizzaballa hat sich in Jerusalem als Austausch gegen Geiseln der Hamas angeboten. „Wenn so Kinder frei kommen und nach Hause kehren können, wäre das kein Problem“, antwortete der katholische Lateinische Patriarch von Jerusalem am Montag bei einer auf Italienisch geführten Online-Pressekonferenz auf die entsprechende Frage einer Journalistin und fügte hinzu: „Von meiner Seite aus ist die Bereitschaft da.“

Um einen Weg aus der aktuellen Lage herauszufinden, sei es notwendig, dass die Geiseln zurückkehrten, sagte Pizzaballa laut der katholischen Nachrichtenagentur Kathpress. Er sprach von einem konkreten Element und von einer Geste, die dazu führen könne, dass über die aktuelle Entwicklung noch einmal nachgedacht werde. „Andernfalls ist es sehr schwierig, diese Entwicklung aufzuhalten“, sagte der Patriarch von Jerusalem. Er spielte damit auf die erwartete Bodenoffensive Israels im Gazastreifen an.

In den vergangenen Tagen hatte auch Papst Franziskus die Freilassung der Geiseln gefordert. Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin hatte den Vatikan als Vermittler in der Angelegenheit angeboten. Der Heilige Stuhl wolle versuchen, dass wenigstens ein Teil der Entführten zurückkehren könnten, sagte Pizzaballa. Es sei jedoch schwierig, mit der Hamas zu sprechen.

Papst forderte humanitären Korridor

Papst Franziskus hatte beim Angelus-Gebet am Sonntag die Einrichtung von humanitären Korridoren für die Bevölkerung im Gazastreifen gefordert. „Das humanitäre Recht muss eingehalten werden, insbesondere im Gazastreifen, wo es dringend notwendig ist, humanitäre Korridore zu gewährleisten und der Bevölkerung zu helfen“, sagte der Papst.

Es müsse sichergestellt werden, „dass Kinder, Kranke, ältere Menschen, Frauen und Zivilisten nicht dem Konflikt zum Opfer fallen“. Der Papst rief zudem die radikalislamische Hamas auf, alle Geiseln freizulassen.

Die Terrororganisation hatte Israel am 7. Oktober mit Raketen angegriffen. Zudem waren Terroristen auf das Staatsgebiet gedrungen, hatten rund 1400 Menschen ermordet und bis zu 200 Menschen nach Gaza verschleppt. Israel reagierte mit Gegenangriffen, die sich auf den von der Hamas kontrollierten Gazastreifen konzentrieren. Die Zahl der Toten im Gazastreifen wurde am Montag mit bisher 2750 angegeben.

Distanzierung zu Stellungnahme zu Hamas-Angriff

In der Online-Pressekonferenz distanzierte sich der Jerusalemer Patriarch Pizzaballa auch von Stellungnahmen christlicher Kirchen zu den Angriffen der Hamas auf Israel. „Auch ich bin irritiert. Aus Respekt vor den anderen Kirchen möchte ich dem nichts hinzufügen“, sagte der Kardinal. Pizzaballa erklärte zudem: „Um es klar zu sagen: Die Hamas hat barbarische Akte in Israel angerichtet.“

Das katholische Lateinische Patriarchat von Jerusalem hatte zusammen mit anderen christlichen Kirchen am 7. und am 13. Oktober Stellungnahmen zum Krieg veröffentlicht. Israel hatte sich darüber irritiert gezeigt und beide Erklärungen kritisiert, weil darin eindeutige Verurteilungen des Angreifers Hamas fehlten.

Israel fordert „unmissverständliche Verurteiltung“

Israel erwartet vom Vatikan „eine klare und unmissverständliche Verurteilung der mörderischen Terrorakte der Hamas-Terroristen“. Dies forderte der israelische Außenminister Eli Cohen in einem Telefongespräch mit dem Sekretär des Heiligen Stuhls für die Beziehungen zu den Staaten, Paul Gallagher, am Sonntagabend.

Cohen forderte eine Verurteilung der Hamas, die Frauen, Kinder und ältere Menschen ins Visier genommen habe, „nur weil sie Juden und Israelis sind“. Es sei „unvorstellbar, dass die Sorge des Vatikans in erster Linie den Bürgern des Gazastreifens gilt, während Israel 1300 Ermordete begräbt“, sagte Cohen laut Angaben italienischer Medien. (kap/APA)

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