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Der digitale Euro: Jetzt kommt er wirklich

EZB-Chefin Christine Lagarde will die Währung auf die „Zukunft“ vorbereiten. Die sieht sie im Digitalen.
EZB-Chefin Christine Lagarde will die Währung auf die „Zukunft“ vorbereiten. Die sieht sie im Digitalen. Reuters/ R. ORLOWSKI
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Nach einer zweijährigen Untersuchungsphase gibt die EZB nun den Startschuss für die Vorbereitungsphase des digitalen Euros.

Die Banken befürchten eine Konkurrenz ihres Geschäftes und gleichzeitig sollen sie die technische Infrastruktur für die wohl größte Geldneuerung seit der Euroeinführung parat halten. Doch wirklich wehren können sich die Finanzinstitute nicht mehr. Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) hat am Mittwoch beschlossen, zur nächsten Phase des Projekts digitaler Euro überzugehen, zur Vorbereitungsphase.

Die Untersuchung wurde schon im Oktober 2021 eingeleitet, um potenzielle Optionen für das Design und die Bereitstellung eines digitalen Euro zu untersuchen. Auf Basis dieser Ergebnisse hat die EZB einen digitalen Euro entworfen. Dieser würde von beaufsichtigten Intermediären, wie beispielsweise Banken, bereitgestellt und wäre so für Menschen und Unternehmen allgemein zugänglich.

Rechtlicher Rahmen noch offen

Für Entscheidung über die wirkliche Einführung braucht das Eurosystem noch den Gesetzgeber, der den rechtlichen Rahmen setzt. Experten schätzen, dass es nur mehr vier bis fünf Jahre dauert, bis eine digitale Variante der europäischen Gemeinschaftswährung marktreif wäre.

»Wir müssen unsere Währung auf die Zukunft vorbereiten «

Christine Lagarde

Präsidentin der EZB

Das Konzept sieht einen digitalen Euro als digitale Form von Bargeld vor, die für sämtliche digitalen Zahlungen im gesamten Euroraum genutzt werden könnte. Er wäre allgemein zugänglich und sowohl online als auch offline verfügbar, die grundlegende Nutzung wäre kostenlos. Er soll ein Höchstmaß an Privatsphäre gewährleistet sein und den Nutzern Echtzeitzahlungen in Zentralbankgeld ermöglichen. Das digitale Münzenpendant könnte für Zahlungen zwischen Privatpersonen, an Verkaufsstellen, im Online-Handel und für staatliche Transaktionen benutzt werden.

Zwei Jahre Vorbereitung

Die nächste Phase des Projekts digitaler Euro beginnt nun heuer am 1. November und ist zunächst auf zwei Jahre angelegt. In dieser Vorbereitungsphase wird das Regelwerk für den digitalen Euro fertiggestellt und es werden Anbieter ausgewählt, die eine Plattform und die Infrastruktur für einen digitalen Euro entwickeln könnten.

Hierbei handelt es sich noch nicht um einen Beschluss darüber, ob der digitale Euro schlussendlich ausgegeben wird. Dieser Beschluss wird vom EZB-Rat erst in Betracht gezogen, wenn der Gesetzgebungsprozess der Europäischen Union abgeschlossen ist.

Bargeld weicht digitaler Zukunft

„Wir müssen unsere Währung auf die Zukunft vorbereiten“, so Christine Lagarde, Präsidentin der EZB. „Wir sehen einen digitalen Euro als eine digitale Form von Bargeld, mit der sämtliche digitalen Zahlungen kostenlos möglich sind und die höchsten Datenschutzstandards erfüllt. Ein digitaler Euro würde parallel zum physischen Bargeld bestehen, das stets verfügbar sein wird, sodass niemand zurückgelassen wird.“

Der Datenschutz wäre beim digitalen Euro eine Priorität. Das Eurosystem hätte keinen Zugriff auf personenbezogene Daten und könnte anhand von Zahlungsinformationen auch keine Rückschlüsse auf einzelne Personen ziehen. Der digitale Euro würde auch bei Offline-Zahlungen einen dem Bargeld vergleichbaren Datenschutz bieten.

„Die Menschen nutzen zunehmend digitale Zahlungslösungen. Wir sollten uns deshalb auf die Ausgabe eines digitalen Euro vorbereiten, der neben das Bargeld tritt“, so Fabio Panetta, EZB-Direktoriumsmitglied und Vorsitzender der hochrangig besetzten Taskforce zum digitalen Euro. „Ein digitaler Euro würde die Effizienz europäischer Zahlungen steigern und zur strategischen Autonomie Europas beitragen.“

Gratis Nutzung

Nutzer könnten entweder über eine proprietäre App und Online-Schnittstelle ihres Zahlungsdienstleisters oder über eine Digitale-Euro-App des Eurosystems auf Dienstleistungen im Zusammenhang mit dem digitalen Euro zugreifen. Auch Menschen ohne Bankkonto oder digitales Endgerät könnten in digitalen Euro bezahlen, beispielsweise mit einer Karte, die von öffentlichen Stellen wie Postämtern bereitgestellt wird. Nutzerinnen und Nutzer könnten zudem an Geldautomaten digitale Euro in Bargeld umtauschen oder umgekehrt.

Das Eurosystem sieht einen digitalen Euro als ein Zahlungsmittel, dessen grundlegende Nutzung durch Privatpersonen kostenlos wäre. Mit einem Kompensationsmodell zwischen Intermediären und Händlern würde dafür gesorgt, dass es Anreize zur Bereitstellung eines digitalen Euro durch Intermediäre gibt. Dies ist auch bei anderen elektronischen Zahlungsmitteln der Fall. So wäre außerdem sichergestellt, dass es adäquate Schutzvorkehrungen gegen überzogene Leistungsentgelte für Händler gibt. Das Eurosystem würde seine eigenen Kosten tragen, darunter auch die Kosten für die Verwaltung des Systems und die Abwicklungsverarbeitung.

Transparenz und eine enge Zusammenarbeit mit den Stakeholdern sind nach wie vor Kernelemente des Projekts. Das Eurosystem hat vom Feedback europäischer Entscheidungsträger, Marktteilnehmer und potenzieller Nutzer profitiert und wird auch weiterhin aktiv den Austausch mit vielen unterschiedlichen Stakeholdern suchen. Wir werden zudem weiterhin eng mit den EU-Gesetzgebern zusammenarbeiten.

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