Leitartikel

Wenn das Einkommen von heute den Wohlstand von morgen bedroht

Die Lohnstückkosten in Österreich werden heuer laut Ökonomen so stark steigen wie seit 30 Jahren nicht mehr.
Die Lohnstückkosten in Österreich werden heuer laut Ökonomen so stark steigen wie seit 30 Jahren nicht mehr.APA / Comyan / Roland Weihrauch
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In der Lohnrunde geht es auch um die künftige Konkurrenzfähigkeit Österreichs. Diese ist durch Versäumnisse bei Reformen ohnehin unter Druck.

Wenn heute, Freitag, die Verhandler von Arbeitgebern und Arbeitnehmern der Metallindustrie zur dritten Runde der Lohnverhandlungen zusammenkommen, wird es bereits so etwas wie eine Vorentscheidung geben. Bleibt es beim österreichischen Usus, dass zwar heftig gepoltert, schlussendlich aber doch ein Kompromiss gefunden wird? Oder gibt es heuer einen größeren Arbeitskampf – vulgo Streiks? Die Zeichen deuten auf Letzteres. So liegen die Forderung der Gewerkschaft mit einem Plus von 11,6 Prozent und das Angebot der Arbeitgeber mit 2,5 Prozent plus 1050 Euro Einmalzahlung weit auseinander. Vor allem dann, wenn es um eine dauerhafte Erhöhung geht, wie sie von den Arbeitnehmern – aus ihrer Sicht durchaus nachvollziehbar – verlangt wird.

Dem entgegnen die Arbeitgeber – ebenfalls nachvollziehbar –, dass die volle Abgeltung der durch einen exogenen Schock verursachten Inflation nicht machbar ist. Schließlich stiegen die Energiepreise nicht nur für private Konsumenten, sondern auch für die produzierende Industrie. Und während sich einige Energieversorger über stark steigende Gewinne freuen können, mussten die Sachgüterproduzenten laut OeNB zuletzt sinkende Margen hinnehmen und befinden sich derzeit in einer veritablen Rezession. Es ist also ein Konflikt mit guten Argumenten auf beiden Seiten, was auch zu der Verhärtung der Fronten führt.

Die heimische Wettbewerbsfähigkeit geht kontinuierlich zurück

Damit dieser Konflikt jedoch nicht umsonst geführt wird, sollte die daraus entstehende öffentliche Diskussion zumindest genutzt werden, um über die mittelfristige Wettbewerbsfähigkeit des Landes nachzudenken. Denn diese ist in den vergangenen zehn bis 15 Jahren bereits kontinuierlich zurückgegangen, wie internationale Rankings zeigen. Und die Tatsache, dass die heimischen Lohnstückkosten heuer so stark zulegen werden wie seit 30 Jahren nicht mehr (© Wifo) und dieser Zuwachs vor allem stärker erfolgt als in anderen europäischen Volkswirtschaften, verheißt hier für die Zukunft nichts Gutes.

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