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Rüsselkäfer als Geologie-Entdecker und Laborwerkzeuge umweltfreundlich aus dem 3-D-Drucker

Über 1000 Arten Rüsselkäfer gaben ihre Gene her für den Stammbaum.
Über 1000 Arten Rüsselkäfer gaben ihre Gene her für den Stammbaum.Alexander Riedel/Naturkundemuseum Karlsruhe
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Die Meldungen aus Umwelt und Technik diese Woche außerdem mit weit verbreiteten Tiefseekrebsen, nachwachsenden Würmern und einem Schritt in Richtung Energiewende.

Kleine Krebse: Tief im Meer bei Mama im Beutel

Der größte, aber am wenigsten erforschte Bereich der Erde ist der Tiefseeboden. Hier fanden europäische Forschende jetzt überraschenderweise, dass sich kleine Flohkrebse über zigtausend Kilometer verbreiten. Die Ergebnisse aus Expeditionen vor der Antarktis, im Nordpazifik und -atlantik mit Beteiligung des Naturhistorischen Museums (NHM) Wien sind klar: Die räuberischen Krebschen Rhachotropis abyssalis leben an diesen 20.000 km entfernten Stellen jeweils in 3000 Metern Tiefe. Wie sich die circa einen Zentimeter kleinen Flohkrebse verbreiten, ist ein Rätsel. Denn die Larven, die bei ähnlichen Arten das Verbreitungsstadium sind, bleiben bei der Mutter in einer Art Kängurubeutel am Bauch (Scientific Reports).

Mobile Flohkrebse in 3000 Metern unter dem Meeresspiegel.
Mobile Flohkrebse in 3000 Metern unter dem Meeresspiegel.David Bowden / NIWA und Nicole Gatzemeier /DZMB

Reisende Rüsselkäfer: Ihr Stammbaum bringt Wissen

Auch eine überraschende Verbreitung weisen die tropischen Rüsselkäfer der Gattung Trigonopterus auf: Sie haben keine Flügel und kommen nicht weit herum. Trotzdem leben über 1000 Arten in der Region von Malaysia, Indonesien und Australien. Ein internationales Team um Harald Letsch (Uni Wien) berechnete den Stammbaum dieser Rüsselkäferarten (Ecography). Die Verwandtschaftsverhältnisse reichen über 40 Millionen Jahre zurück und öffnen Einblicke in die Entstehung all der Inseln im Westpazifik. Die papuanischen Halbinseln ragten demnach früher als bisher gedacht aus dem Meer auf. Andere Inseln, über die der Käfer in Vorzeiten gekrabbelt ist, sind heute unter Wasser.

Wachsende Würmer: Viele Eier statt Regeneration

Lieber viele Eier legen oder den eigenen Kopf nachwachsen lassen? In der Evolutionsgeschichte der Plattwürmer mussten manche Arten sich offenbar für eine von beiden Fähigkeiten entscheiden. Das entdeckte ein Team aus Deutschland, Österreich und Brasilien in der Tiergruppe der Plattwürmer (Nature Ecology & Evolution). Die Zoologie der Uni Innsbruck steuerte einige Arten dieser Planarienwürmer bei, um die Entstehung der Regenerationsfähigkeit zu durchleuchten.

Laborwerkzeuge umweltfreundlich herstellen: Einwegplastik vom 3-D-Drucker ist steril und biologisch abbaubar

Jede Pinzette, Petrischale, Pipette und vieles mehr: In den Laboren weltweit fallen jährlich 5,5 Millionen Tonnen an Plastikmüll an. Ein Team der Boku Wien hat mit dem Acib (Austrian Centre of Industrial Biotechnology) eine Methode entwickelt, um bis zu 90 Prozent beim Verbrauch von Ressourcen, Energie und Wasser zu sparen.

Die Gruppe um Peter Satzer nutzt den 3-D-Drucker, um Schüttelkolben und sogar ganze Bioreaktoren aus biokompatibler, kompostierbarer Polymilchsäure (PLA) herzustellen. Das schont nicht nur die Umwelt, sondern macht die Labore auch unabhängig von globalen Lieferketten für ihr Equipment. Das Material ist günstiger als herkömmlicher Kunststoff. Es spart auch Rohstoffe, da nur gedruckt wird, was man wirklich braucht.

Die Technik für die Energiewende steht schon bereit: Die Umstellung ist aufwendig und kostenintensiv, aber möglich

Klima und Energie sind in mehrfacher Hinsicht gekoppelt: Auf fossile Brennstoffe in der Stromerzeugung soll verzichtet werden, aber gleichzeitig beeinflusst die Klimakrise den Ertrag der Erneuerbaren. Die gute Nachricht: Mit der bereits heute verfügbaren Technologie ist ein klimafittes Energiesystem machbar. Im Projekt „Secures“ („Securing Austria‘s Electricity Supply in times of Climate Change“) von TU Wien, AIT und Boku Wien wurde untersucht, wie ein solches aussehen könnte.

Die Forschenden verknüpften dazu erstmals Klimamodelle und Modelle des Energiesystems eng miteinander. Fazit: Eine wichtige Säule der Energiewende muss die Flexibilisierung auf der Nachfrageseite sein.

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