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Erst wollten SPDler ihn loswerden, nun wird Gerhard Schröder geehrt

Gerhard Schröder wird heute hinter verschlossenen Türen geehrt, im Bild seine Teilnahme an den Feierlichkeiten zum Tag der deutschen Einheit.
Gerhard Schröder wird heute hinter verschlossenen Türen geehrt, im Bild seine Teilnahme an den Feierlichkeiten zum Tag der deutschen Einheit.Imago / Chris Emil Janssen
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Der deutsche Altkanzler bekommt zum 60. Jubiläum seiner Parteimitgliedschaft die übliche Anerkennung - aber ohne Öffentlichkeit. Der Oberbürgermeister von Hannover erklärte sich bereit, die Ehrung zu übernehmen, nachdem Schröders Ortsverband sich sträubte.

Glückwünsche klingen anders. „Es ist uns nicht gelungen, Gerhard Schröder aus der Partei auszuschließen“, sagte SPD-Co-Parteichefin Saskia Esken am Donnerstag, als sie nach der Ehrung für den Altkanzler gefragt wurde. „Es ist uns auch nicht gelungen, ihn zu überzeugen, dass er austreten soll“. Also tut die Partei, was die Regeln vorsehen: Sie ehrt Schröder zu seinem 60. SPD-Jubiläum.

Am Freitagvormittag soll der 79-Jährige hinter verschlossenen Türen beglückwünscht werden. Der Oberbürgermeister von Hannover, Herbert Schmalstieg, übernimmt den Festakt. Denn Schröders SPD-Ortsverband Hannover Oststadt-Zoo sträubte sich. Dieser hatte bereits das Parteiausschlussverfahren organisieren müssen, das von vier SPD-Verbänden gefordert wurde und schließlich scheiterte.

Noch dieses Jahr in der russischen Botschaft

Der Altkanzler verdingte sich nach seinem Amtsende in den Nullerjahren als Gaslobbyist für russische Konzerne. Auch nach Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine rückte er nur in kleinen Schritten von Wladimir Putin ab, den er als Freund bezeichnete und der ihm geholfen hatte, als er und seine damalige Frau zwei russische Waisenkinder adoptierten. Mit seiner dritten Frau, So-yeon Schröder-Kim, nahm der SPD-Altkanzler diesen Mai an den Feiern zum Ende des Zweiten Weltkrieges in der russischen Botschaft in Berlin teil. In Interviews zeigte sich Schröder enttäuscht von ehemaligen Gefährten in der SPD, die öffentlich von ihm abrückten. So habe ihm Frank-Walter Steinmeier – der amtierende Bundespräsident und einer der Architekten der umstrittenen deutschen Russlandpolitik – erklärt, ihm nicht zum Geburtstag zu gratulieren. Das tue man nicht, beklagte sich Schröder.

Zumindest mit einem anderen Weggefährten versöhnte sich der Immer-Noch-SPDler diesen Sommer: Oskar Lafontaine, der vor zwei Jahrzehnten im Streit über Schröders Sozialreformen aus der SPD austrat und später Die Linke mitgründete. Ein interessanter Zeitpunkt: Lafontaines Frau, Sahra Wagenknecht, erklärte vor kurzem, eine neue Partei aufzustellen. Sie kritisierte seit dem Beginn des russischen Angriffskrieges immer wieder die deutsche Unterstützung für die sich verteidigende Ukraine.

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