Verpackung

EU will Zuckersackerl im Kaffeehaus verbieten

Archivbild
ArchivbildDirk Kittelberger
  • Drucken

Um Abfallberge zu reduzieren, sollen auch Fast-Food-Ketten auf Teller und abwaschbare Becher umstellen. Verpackte Kosmetik soll aus Hotels verschwinden.

Brüssel. Was bisher als praktisch und hygienisch galt, wird zunehmend zum Problem in der EU. Die Maßnahmen zur Reduzierung von Verpackungsmüll reichen nicht aus. Die Müllberge wachsen weiter. Deshalb soll eine novellierte Verpackungsverordnung Abhilfe schaffen. In zwei Wochen wird darüber im EU-Parlament abgestimmt, doch die angepeilten Regeln sorgen bereits im Vorfeld für Widerstand von Gastronomie, Lebensmittel- und Verpackungsherstellern.

Unter anderem ist darin ein Verbot von Zuckersackerln enthalten. Wer künftig im Kaffeehaus eine Melange bestellt, wird sich statt der kleinen Säckchen mit Horoskop wieder mit einem Zuckerstreuer anfreunden müssen. Die oft unverwendeten Zuckersäckchen sind nicht nur ein Abfall­problem, sie verschwenden auch den Inhalt, der in beschädigten oder verschmutzten Verpackungen meist im Müll landet. Gleiches soll für Päckchen mit Salz, Pfeffer, Ketchup, Senf oder Süßstoff gelten. Auch die kleinen Verpackungen für Kosmetik- und Hygieneartikel wie Seife oder Shampoo in Hotels sollen verschwinden. Wer in einem Fast-Food-Restaurant isst, soll seinen Hamburger künftig auf einem Teller und das Cola in einem abwaschbaren Becher zu sich nehmen.

Die Europäische Volkspartei (EVP) will im EU-Parlament verhindern, dass Kleinverpackungen wie Zuckersackerln einbezogen werden. „Wir haben im Moment wirklich andere Sorgen“, sagte der umweltpolitische Sprecher der Fraktion, Peter Liese (CDU). „Meine Fraktion tritt dafür ein, dieses Verbot zu streichen“, teilte er in einer Aussendung mit. Widerstand kommt jedoch auch von der Papierindustrie, den Verpackungsherstellern und von Fast-Food-Ketten. Sie argumentieren, dass der Großteil der Verpackungen bereits heute recycelbar ist und damit umweltschonender als Mehrfachverpackungen, die noch dazu den Wasserverbrauch deutlich erhöhen. „Der Vorschlag würde zu einer Flut von Hartplastikprodukten auf den europäischen Märkten führen, die letztlich in den Flüssen, Meeren und Deponien landen würden“, betont der Verband der europäischen Verpackungsindustrie (EPPA).

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.