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Nächstes Immo-Unternehmen unter Druck: 6B47 hat Kapital-Probleme

Derzeit baut der Wiener Immobilienentwickler 6B47 am Franz-Josefs-Bahnhof am Julius-Tandler-Platz.
Derzeit baut der Wiener Immobilienentwickler 6B47 am Franz-Josefs-Bahnhof am Julius-Tandler-Platz.Örag Immobilien
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Für den Immobilienentwickler 6B47 zog die prüfende Unternehmensberatung ihren Bestätigungsvermerk für den Konzernabschluss zurück. Das Wiener Immobilienunternehmen ist zuversichtlich, den Turnaround zu schaffen.

Wien. Von „wesentlichen Fehleinschätzungen bei der Erstellung des Jahres- und Konzernabschlusses“ sprechen die Wirtschaftsprüfer in ihrem Schreiben, das am 6. November im Handelsgericht Wien eingelangt ist. Damit widerrufen die Berater von Deloitte ihre Bestätigungsvermerke zum Jahresabschluss für das Geschäftsjahr 2022 von 6B47 Real Estate Investors AG. Zuerst berichtete das Onlineportal ImmoFokus Timeline darüber.

Der Wiener Immobilienentwickler 6B47 ist vor allem in Deutschland und Österreich präsent und baut derzeit das „Francis“ am Franz-Josefs-Bahnhof. Das Gebäude, in dem früher die Bank Austria residierte, wurde im Jahr 2015 angekauft, um Büros und Gewerbeflächen zu bauen. Ende des kommenden Jahres sollten die zehn Obergeschoße fertiggestellt werden.

Fünf Millionen Verlust

Zu den Projekten von 6B47 in Wien gehört unter anderem auch das „Althan Quartier“. In St. Pölten realisiert der Bauträger gerade das Projekt „Steingötterhof“ mit 191 Eigentumswohnungen in der ersten Bauphase, die im Sommer 2024 abgeschlossen sein soll.

Größter Gesellschafter bei dem Entwickler ist seit 2020 die Baustoff + Metall GmbH des Unternehmers Wolfgang Kristinus. Gegründet wurde 6B47 von Ex-ÖBB-Chef Martin Huber sowie dem Bau- und Immo-Unternehmer Erwin Krause. 2022 schrieb der Konzern laut Firmenbuch einen Verlust (EGT) von fünf Millionen Euro.

Unternehmen ist zuversichtlich

In dem Widerruf schreibt Deloitte: „Wir haben vor Kurzem Kenntnis über wesentliche Fehleinschätzungen bei der Erstellung des Jahres- und Konzernabschlusses zum 31. 12. 2022 mit negativen Auswirkungen auf die Einschätzung des Fortbestandes der Gesellschaft bzw. des Konzerns der 6B47 Real Estate Investors AG erhalten.“ Deloitte hatte die Testate ursprünglich am 28. Juli 2023 erteilt.

Das Unternehmen betont, mit den Banken und Investoren in intensiven Restrukturierungsgesprächen zu sein und dass man zuversichtlich sei, den Turnaround zu schaffen. Man sei dabei, die Eigen- und Fremdkapitalstruktur „der gegenwärtigen Marktsituation anzupassen“, hieß es in einer Stellungnahme. „Wir sind guter Dinge, diesen Prozess bis Ende des Jahres positiv abgeschlossen zu haben.“

Schwieriges Marktumfeld

Viele Immobilienentwickler sind nach einer mehrjährigen Boomphase heuer durch stark gestiegene Baukosten und Zinsen unter Druck geraten. Hohe Finanzierungs- und Baukosten, die erhöhten energetischen Anforderungen und regulatorische Unsicherheiten lasten weiter schwer auf dem Immobilien- und Bausektor. Allein in Deutschland sind zuletzt Gerchgroup, Development Partner und Euroboden in die Insolvenz gerutscht. Auch der Immobilienentwickler Project hat im August Insolvenz für drei von vier Tochtergesellschaften beantragt. 

Prof. Dr. Steffen Sebastian, Inhaber des Lehrstuhls für Immobilienfinanzierung an der IREBS (Universität Regensburg), hält die Marktbereinigung für noch nicht beendet. In seiner Analyse für BR-Marktradar führt er die Liquiditätsprobleme der Entwickler auf das derzeitige Marktumfeld zurück: Die Finanzierer halten sich bei der Kreditvergabe zurück, Immobilienbewertungen sinken und der Absatz von Neubauten läuft nur noch schleppend – sinkende Immobilienpreise, eine sich eintrübende Auftragslage und weitere Marktbereinigungen dürften bis zum Ende des aktuellen Zins- und Konjunkturzyklus anhalten. Ob sich der Abwärtstrend fortsetze, hänge maßgeblich von den künftigen wirtschafts- und geldpolitischen Impulsen ab.

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