Ukraine-Krieg

Ukrainer hinter Pipeline-Anschlag?

Das Wasser der Ostsee vor Bornholm brodelte wegen des Gasaustritts nach der Sprengung der Leitungen am Meeresboden.
Das Wasser der Ostsee vor Bornholm brodelte wegen des Gasaustritts nach der Sprengung der Leitungen am Meeresboden.Imago / Abaca
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Ex-Offizier laut „Washington Post“ als „Koordinator“. Moskau fordert ein Einlenken der USA und der Ukraine, weil es auf dem Schlachtfeld offenkundig unbesiegbar sei.

Die Anschläge auf die Unterwasser-Gaspipeline Nord Stream im September des Vorjahres in der Ostsee in dänischen Gewässern sollen von einem ukrainischen Militäroffizier koordiniert worden sein. Das berichtete die „Washington Post“ am Wochenende unter Berufung auf anonyme Quellen in der Ukraine und in Europa.

Explosionen hatten drei der vier Leitungen für russisches Erdgas mit Ziel Westeuropa am Meeresgrund aufgerissen. Es gibt trotz internationaler Untersuchungen bisher weder öffentliche Erkenntnisse über die Täter, die bisher in der Regel Russland zugeordnet werden, noch ein Bekenntnis zu der spektakulären Aktion. Moskau hat bisher immer „internationalen Terrorismus“ behauptet.

Konkret wird in der „Washington Post“ ein ukrainischer Ex-Offizier namens Roman Chervinski genannt, er war in einer Spezialeinheit. Der Mann bestreitet jede Verwicklung in den Anschlag, ebenso kamen Dementis aus dem Verteidigungsministerium in Kiew. Präsident Wolodymyr Selenskij sei laut „Washington Post“ von den Planungen absichtlich nicht informiert worden.

Durch eine Explosion in der von Russland besetzten Südukraine sind nach Angaben des ukrainischen Militärgeheimdienstes indes mindestens drei russische Offiziere getötet worden. Die Explosion habe sich im „Hauptquartier der Besatzung“ in Melitopol ereignet und sei Ergebnis einer Aktion der „örtlichen Widerstandsbewegung“.

Kämpfe flauen ab

An Land haben die Kämpfe unterdessen in den vergangenen Tagen stark nachgelasssen, woran auch das zusehends schlechter werdende Wetter mitursächlich ist. Außer Artilleriebeschuss und Drohnenangriffen geschah wenig, die im Juni eingeleitete ukrainische Gegenoffensive im Süden ist mit mäßigen Erfolgen verhallt.

Der Kreml bat Ukraine und USA unterdessen am Wochenende zu einem Einlenken. „In Kiew und Washington müssen alle einsehen: Russland ist auf dem Schlachtfeld nicht zu besiegen“, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow dem russischen Fernsehen ungeachtet russischer Rückschläge. Wenn US-Präsident Joe Biden nach eigenen Worten noch an eine Rückeroberung ukrainischer Gebiete glaube, dann zeige dies, dass die US-Politik in einer Sackgasse stecke.

Das sagte Peskow nach Angaben der Agentur Tass vom Sonntag für die Politiksendung „Moskau. Kreml. Putin“. Russland führt seit fast 21 Monaten Krieg gegen die Ukraine, um die in den eigenen Einflussbereich zu zwingen. Moskau hat dabei hohe Verluste erlitten und musste peinliche Niederlagen hinnehmen. Die Ukraine verteidigt sich nach Kräften, ist aber ganz erheblich auf ausländische Waffenlieferungen angewiesen.

Peskow sagte, dass der ukrainische Präsident Selenskij aus Verzweiflung immer wieder neue Offensiven verspreche, weil er das Schwinden der Unterstützung spüre. Im Westen wachse mittlerweile „die Müdigkeit, die Abneigung, der Ukraine weiter Geld zu geben, Waffen und Munition zu liefern, vor allem wenn sie jetzt nach Israel geliefert werden müssen“, sagte der Kreml-Sprecher. (ag./wg)

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