Urschitz meint

Warum Steuern auf Vermögen nicht wirken

Superreiche stärker besteuern ist gut fürs Budget, ändert aber für sich allein nichts an der Vermögensschere.
Superreiche stärker besteuern ist gut fürs Budget, ändert aber für sich allein nichts an der Vermögensschere. EPA/Gerry Penny/picturedesk.com
  • Drucken
  • Kommentieren

Vermögen- und Erbschaftssteuern allein ändern an der Vermögensverteilung gar nichts.

Die Reichen werden immer reicher und die Armen immer ärmer, oder? Hört man in letzter Zeit doch ziemlich oft. Zweiteres stimmt zwar nicht ganz (die Vermögen der weniger Begüterten wachsen nur deutlich langsamer), aber die Vermögensschere geht tatsächlich auf, was in einem Zinseszinssystem kein großes Mirakel ist. Aber es ist ein Problem: Konzentriert sich Vermögen zu sehr auf wenige Nutznießer, entsteht gesellschaftlicher Sprengstoff.

Doch wie kriegt man das in den Griff? Mit den von Linken landauf, landab gepriesenen Rezepten Erbschaftssteuer und Vermögensteuer allein eher nicht, meinen Wissenschaftler. Und zwar solche, denen man nicht so einfach das heute so beliebte Killer-Etikett „neoliberal“ umhängen kann: Das SPD-nahe Institut der deutschen Wirtschaft und der Thinktank Forum New Economy haben neulich einen gemeinsam entwickelten „Vermögenssimulator” präsentiert, mit dem sich vermögensbezogene Maßnahmen auf ihre Verteilungswirkung überprüfen lassen.

Ergebnis: Bleibt alles, wie es ist, steigt der Anteil der reichsten zehn Prozent am (deutschen) Gesamtvermögen bis 2027 von 60 auf 67 Prozent. Die Entwicklung in Österreich dürfte sich tendenziell davon nicht wesentlich unterscheiden. Führt man eine Vermögensteuer von einem bis zwei Prozent ein, ändert sich daran wenig – außer dass die Staatseinahmen steigen. Erst ab zwei Prozent klettern die Vermögen der Reichsten etwas langsamer, die „Armen” haben davon aber nichts.

Und die in Deutschland schon existierende Erbschaftssteuer? Die hat auf die Vermögensverteilung, sagen die Wissenschaftler, überhaupt keine Auswirkung. Schon deshalb, weil nur 30 Prozent in ihrem Leben überhaupt erben.

Vermögen aufbauen

Fazit der DIW-Wissenschaftlerin Charlotte Bartels: Es helfe wenig, ein paar Leuten etwas vom Erbe wegzunehmen, um Vermögensungleichheit abzubauen. Ungleichheit lasse sich nur dann spürbar reduzieren, wenn man denen, die nichts haben, beim Aufbau von Vermögen helfe.

Da schau her! Sagen das die „Neoliberalen” nicht schon die ganze Zeit? Über die Wege, wie es zu diesem Vermögensaufbau kommt, etwa das neuerdings unter Linken so schicke „Grund­erbe“ für alle 18-Jährigen versus weniger Steuern auf Leistungseinkommen, kann man natürlich trefflich weiterstreiten. Aber immerhin ist damit einmal der Ausgangspunkt geklärt.

Mail: josef.urschitz@diepresse.com

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.